23/6502.
An Carl von Pirch
Ew. Hochwohlgeb.
sende mit einigen Widerstreben die mir mitgetheilten Stücke zurück; doch muß ich diese Entschließung wohl fassen, da ich nach wiederholter Überlegung, mich nicht im Stande fühle, dieselbe auf dem Weimarischen Theater aufzuführen. Die Maximen welche Ew. Hochwohlgeb. bey Verfertigung derselben geleitet, mußte ich allerdings billigen, allein mich hat die Erfahrung schon öfters gelehrt, daß die theoretische Einsicht in das, was bey einem Kunstwerke gefordert wird, uns im practischen Fall nicht immer zu Statten komme; und so scheint es mir auch hier der Fall zu seyn, daß Sie das Gute, wovon Sie innig überzeugt sind, nicht zu äußern Erscheinung bringen können. Wahrscheinlich liegt hievon die Ursache darin, daß Sie sich nicht [271] in der Nähe eines bedeutenden, rasch fortschreitenden Theaters befinden: denn da die dramatischen Dichtwerke durch Umstände, ja durch Zeit und Mode sehr bedingt werden, so bedarf vielleicht kein anderes so entschiedenen äußern Anstoß und so fortgesetzten Einfluß.
Mehr wüßte ich für dießmall nicht zu sagen, ohne mich in Betrachtungen einzulassen, welche mich allzu weit führen würden. Verzeihen Sie, wenn ich Ihren Wünschen und Hoffnungen nicht entspreche, auch mir ist es sehr unangenehm, wenn ich einer neuen Acquisition für das Theater entsagen muß.
Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich zu geneigtem Andenken empfehle.
Weimar den 5. Februar 1813.