[25] 8/2619a.

An Carl August von Hardenberg

Hochwohlgebohrner Freyherr,
Insonders hochgeehrtester Herr Geheimderath,

Ew. Exzell. erlauben einem alten Bekannten daß er aus der Ferne sein Andencken erneure, besonders, [25] da ihn dazu eine Angelegenheit gleichsam auffordert.

Herr Arends ein junger Mann, welcher Ihnen schon bekannt ist, hält sich seit einiger Zeit in Rom auf und eben da ihn seine Umstände nöthigen diesen Ort zu verlassen, fühlt er nur einen desto stärckern Beruf zu bleiben und hofft daß Ew. Exzell. nach denen ihm ehmals bezeigten Gesinnungen geneigt seyn könnten, ihn noch auf eine Zeit zu unterstützen. Da er zugleich ihm vortheilhaft seyn dürfte; so kann ich es nicht versagen, ob ich gleich überzeugt bin daß Sie ihn selbst günstig beurtheilen werden.

Ich kann aufrichtig versichern: daß ich ihn als einen solchen Künstler kenne, der vorbereitet genug ist Rom zu schätzen und zu nutzen; ich bin Zeuge wie wohl er seine Zeit anwendet, wie genau er sich durch wiederholtes Beschauen und sorgsames Nachmessen zu unterrichten sucht, und ich wünsche ihm auf alle Weise, daß er sich im Stande sehen möge seinen Aufenthalt zu verlängern. Besonders da ich an mir selbst weiß: wo man allein für Kunst leben und die gründlichsten Betrachtungen zu machen im Stande ist.

Sind Ew. Exzell. geneigt Herrn Arends zu unterstützen; so wird ein wohldenckender junger Mann Ihnen die Ausbildung seines Talentes Zeitlebens zu dancken haben, indem Sie ihm eben in einem Augenblicke [26] zu Hülfe kommen, der nie wieder für ihn erscheinen kann.

Ew. Exzell. mir genug bekannte Gesinnungen bürgen mir für die Vergebung der Freyheit, mit welcher ich die Wünsche eines braven Künstlers empfehle.

Darf ich zugleich bitten der Frau Gemahlin und meinen übrigen Braunschweigischen Gönnern und Freunden mein Andencken ehrfurchtsvoll zu erneuern und Sich selbst der lebenslänglichen Hochachtung zu überzeugen desjenigen der sich unterschreibt

Ew. Exzell.

Rom

ganz gehorsamster Diener

d. 3. Nov. 1787.

J. W. v. Goethe. [27]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1787. An Carl August von Hardenberg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8624-7