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An Johann Heinrich Meyer

Ich will Ihnen, mein lieber Freund, nur geschwind vermelden daß ich in Frankfurt glücklich mit den Meinigen angekommen bin. In diesen ersten Tagen bin ich nur beschäftigt diesen Fremdlingen alles zu zeigen, da sie Montags den 7. schon wieder abreisen.

Ihre lieben Briefe von 20. und 26. Juli habe ich zu meiner größten Freude angetroffen. Wie tröstlich ist es wenn man einander wieder so nahe ist und sich geschwinde mittheilen kann. Wir wollen ja keine große Distanzen wieder zwischen uns legen.

Der Beyfall, den Sie meinem Gedichte geben, ist mir unendlich schätzbar, denn der Menschenmaler ist eigentlich der competenteste Richter der epischen Arbeit. Die nachfolgenden Bogen sollen hoff' ich noch vor mir bey Ihnen eintreffen. Ich habe diese Arbeit mit vieler Sorgfalt und völligem Bewußtseyn, obgleich in kurzer Zeit, fertig gebracht. Eben so freut es mich daß ich Ihnen mit meinen Ideen über Laokoon entgegen komme. Vielleicht schicke ich Ihnen noch einen Aufsatz über unvollkommnere, in einem gewissen Sinne bedeutende, und leider für unsere Zeit verführerische Kunstwerke. Doch ich will darüber nichts voraus sagen. Ich lege noch eine Arbeit bey die für unsern diesjährigen Almanach bestimmt ist.

[211] Für heute nichts weiter, denn ich bringe keine Ideen zusammen. Sobald meine kleine Hausgenossen weg sind und ich mich nun von allem rückwärts noch mehr abgelöst fühle, so schreibe ich weiter. Lassen Sie mich indessen von sich immer etwas hören und besonders die besten Nachrichten von Ihrer Gesundheit.

Frankfurt den 5. August 1797.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-862D-6