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An den Herzog Carl August

Mit herzlicher Theilnehmung seh ich aus Ihrem Briefe Ihr Mißbehagen, Ihren Unmuth, die mir um so schmerzlicher sind, da sie ganz ausser dem Kreise meines Raths und meiner Hülfe liegen. Beynahe darf ich sagen ich habe jetzt keine Leiden als die Ihrigen, wie soll es mich freuen wenn Sie nach [33] Ihrer Rückkehr im Vertrauen wenigstens einigen Trost finden.

Heute war ich mit Ihren Kleinen in Jena, Riedel und Herders August fuhren mit. Der Kleine war gar artig und aufmerksam, er faßt die sinnlichen Gegenstände sehr leicht und richtig und hat für Nahmen ein sehr gute Gedächtniß. Knebel gab uns zu essen, um halb achte waren wir wieder zu Hauße.

Ich habe unter anhoffender Genehmigung einer großen Deliberation und Verlegenheit ein Ende gemacht. Eichhorn ist die letzten Tage zu Lodern gezogen und die Studenten haben sich in Kopf gesetzt ihm ein Ständchen zu bringen. Nun waren alle Pro und Contras in Bewegung besonders weil der Schloßhof in Frage kam. Das Concilium arctius votirte schriftlich indeß die Studenten schon auf einer Mühle versammelt waren und nur auf den Einbruch der Nacht warteten. Ich fragte den Commandanten ob er seine Gatter zu machen wolle. Er antwortete mein, denn da haben wir den Tumult fertig und Döderleins vielleicht Griesbachs Fenster sind eingeschmißen. Nun sagte ich: da in dem engen Raum vor der Hauptwache ohne neue Unordnung kein Ständchen gebracht werden kann, will ich dem Schloßvoigt befehlen, auch das Hofthor nicht zu zu machen und übrigens alles nach Ihrer Ordre zu thun. Der alte Bentheim, der Prorecktor, und Loder waren sehr mit dieser Auskunft zufrieden. Die Jungen Bursche werden [34] ihren Spaß haben, alles wird hoffentlich ohne Händel abgehen. Bentheim wird selbst mit den Officieren auf der Wache seyn und nach seiner alten Pracktick und Studenten Tacktick, alles ordnen und leiten.

Das überschickte Papier will ich gleich weiter befördern.

Leben Sie recht wohl. Ich habe mein letztes Opus weggegeben und kann es nicht gleich vom Abschreiber haben, sonst schickte ich es Ihnen. Vielleicht nächstens. Lieben Sie mich.

W. d. 23. S. 88.

G. [35]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1788. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8634-3