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An Johann Gottfried Herder

Ich kann wohl wenig zu dem hinzufügen, was dein treues Weib in beiliegendem Brief dir wird gesagt haben. Wenn es noch Zeit ist, du dich nicht durch ein gutmüthiges Point d'honeur außer Besitz gesetzt hast; so bitte ich dich inständig, unserm Rath zu folgen: Dalbergen männlich und einfach zu sprechen, von ihm das bedürfende Geld zu nehmen und lieber sein Schuldner zu bleiben als dich und die deinigen in die fatale Verlegenheit zu setzen.

Dank's ihm im Grunde der Teufel, du brauchst ihm gar kein Wort dafür zu geben; es ist in jedem Betracht schurkisch; denn es ist kein Spaß, einen dahin zu locken, wo er nicht sieht, wie er zurück kann. Das Zurückgehn muß dein Hauptbegriff sein; denn du stickst nun einmal drin. Vor Ostern ist's nicht möglich. Laß du bis dahin die Frau das Geld sammeln. Ich gebe dir den Creditbrief in Rom, und du gehst neugeboren zurück.

O mein Bruder, welcher böse Geist trieb dich, mich zurückzuberufen? Ich hätte dich nun auffangen können und wir hätten sie alle ausgelacht.

[32] Es wende sich dir alles zum Besten, nur um Gottes willen keine Gutmüthigkeit, die pelikanmäßig ihren Busen aufreißt, um Bastarde zu säugen.

Ich lebe sehr wunderlich. Sehr zusammengenommen, und harre auf Zeit und Stunde. Mein achter Band ist in Ordnung. Künstlers Apotheose soll dir eine gute Stunde machen. Nun bin ich an Tasso, der auch vorrückt. Behalte ich Frieden von außen, so geräth auch der.

Leb wohl. Morgen fahr ich mit dem Erbprinzen nach Jena. Wir nehmen Augusten mit.

Daß du Kaysern in Botzen antreffen solltest und auf solche Weise, war wunderlich genug. Er ist den 10. September in Zürich angelangt. Sehr verlangend bin ich von dir zu hören. Daß doch dein Reiseglück nicht beständiger war! Möge sich eine neue Epoche machen!

d. 22. Sept. 88.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1788. An Johann Gottfried Herder. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-865B-D