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An die Großherzogin Maria Paulowna

[Concept.]

P. P.

Ew. Kaiserl. Hoheit gnädigste Äußerung über das bisher Geschehene verpflichten mich unterthänigstem Danke und zu sträcklicher Befolgung Höchst Dero Befehle, worüber ich mir einen kurzgefaßten Vortrag unterthänigst erbitte.

Die Anfrage wegen des Griesbachischen Gartens habe durch den größtmöglichen Umweg thun lassen, obgleich nicht zu hoffen war daß der Besitzerin die eigentliche Absicht verborgen bleiben könne. Ihre Antwort ist daher keineswegs befriedigend. Sie wolle, hieß es, den Garten noch ein Jahr behalten und denenselben in seinen früheren Zustand zu setzen bemüht seyn. Würden aber 6000 rh. Casse G. geboten, so könnte dies eine Änderung in ihrem Vorhaben hervorbringen. Daß dieses nur Vorwände seyen ist offenbar und wie man die Menschen überhaupt, besonders auch die Besitzerin kennt, so ist es nicht wahrscheinlich daß sie einen so nahen wahrscheinlichen Vortheil aus Händen lassen und durch irgend eine Vorstellung zu bewegen seyn werde das Grundstück wohlfeiler zu geben.

Da nun aber die Sorge, als könne dasselbe öffentlich feil geboten werden, durch gedachte Erklärung gehoben ist, auch überhaupt eine solche Feilbietung nicht zu vermuthen, weil der wahre Werth dadurch immer [221] eher zu Tage kommt, sodann die Besitzerin, wenn sie mitbieten wollte, immer in Gefahr stünde das Grundstück wieder an sich nehmen zu müssen, so hätte man wenigstens diesen ganzen Winter Zeit sich zu bedenken. In dieser Hinsicht werde bey Ihro Kaiserl. Hoheit glücklicher Zurückkunft einen Gedanken zu äußern mir erlauben, wie vielleicht die Sache anzugreifen sey, und würde der Vorschlag gebilligt danach ungesäumt verfahren.

Abgesendet d. 18. August 1817.

Wegen des genannten Tennstedt von Magdala hab' ich bey Professor Sturm Nachricht eingezogen, welcher mit demselben, was ökonomische Botanik heißt, höchlich zufrieden ist. Ich werde ihn diese Tage selbst sprechen sowohl um seine Persönlichkeit zu beurtheilen, als auch das Nähere von ihm zu hören, ohne jedoch etwas merken zu lassen worauf es abgesehen sey. Da er alle Woche nach Tierfurt kommt, so könnte er, entweder denselben Tag oder den folgenden, in Belvedere Stunden geben und von da nach Magdala zurückkehren; dadurch würde die Sache sehr erleichtert. Auch kann man einen Maaßstab hat an dem was ihm Sturm abreicht.

Die Naturwissenschaft zeigt hundert Seiten; die ökonomische, dem Menschen unmittelbar nutzende, Hohen und Niedern täglich begegnende, ist besonders angenehm [222] und lebendig; da hiebey alles auf Nahrung angesehen ist, so führt die Botanik von dieser Seite zur Kenntniß aller Bedürfnisse für Menschen und Thiere, keine Willkühr findet statt und der Kreis, ob er gleich geschlossen scheint, ist unendlich weit. Zu einer allgemeinen Welt-Botanik wieder überzugehen ist alsdann etwas Leichtes. Wie denn was die in Belvedere blühenden Pflanzen betrifft, und zwar solche vorzuzeigen auch einzulegen, die dort angestellten Gärtner sich bereitwillig finden lassen.

Schließlich verfehle nicht zu vermelden daß gestern in Belvedere durch Auslegung verschiedener Bilder nebst anderen kleinen Unterhaltungen der theuren Jugend, ihrer Umgebung, wie mir selbst erfreuliche Stunden bereitet waren.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An die Großherzogin Maria Paulowna. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8660-0