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An Nikolaus Meyer

Weimar den 1. Febr. 1808.

Schon zu lange habe ich gezaudert Ihnen für die übersendeten Münzen mit dem artigen Schranke zu danken. Sie haben dadurch einen gar hübschen Beytrag zu unsrer Sammlung gegeben, und ich wünschte dagegen etwas freundliches erzeigen zu können. Herrn Facius sind die angewiesenen drey Louisd'ors bezahlt worden. Haben Sie nur die Güte einmal unsre Rechnung zu formiren, damit wir nur nicht ganz ins ungewisse hineinleben. Ich habe Einiges notirt, doch bin ich meiner Sache nicht ganz gewiß.

Der 30. Jan. ist bey uns ein Fest, das Sie oft mitgefeyert haben. Diesmal brachten wir ein neues Stück von Werner: Wanda, Königinn der Sarmaten, auf die Bühne; wobey unser Personal, so wie unsere Decorateurs und Theatermeister zeigten was sie vermochten. Die Recitation des sehr abwechselnden Versmaßes gelang über alle Erwartung. Das Stück wird sich, seinen äußern Forderungen nach, wohl auf allen Theatern geben lassen. Es verlangt kaum soviel Anstalten[14] als die Jungfrau von Orleans. Die innern Forderungen sind desto schwerer zu erfüllen. Die Fabel ist zwar plan, die Situationen natürlich und deutlich; aber die Ausführung unendlich zart und an manchen Stellen ins Geheimnißreiche sich verbergend. Wir haben diesen merkwürdigen Mann seit 8 Wochen hier. Er findet durchaus vielen Beyfall, so wie auch das Stück mit Enthusiasmus aufgenommen wurde. So viel für heute. Recht viele Grüße an Ihre liebe Frau.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Nikolaus Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8694-B