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An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

vergönnen daß ich mir, wie schon seit vielen Jahren geschehen, in der Entfernung eine frohe Stunde mache und mich in Ihre Nähe versetze, von dem was uns gemeinsam an- und obliegt Rechenschaft gebe, Ihre Beystimmung erbitte, manches mittheile und Mittheilung hoffe.

Wahrscheinlich ist schon durch unsern Gesandten dasjenige nach Weimar gelangt, was in Frankfurt wegen dem Beytritt der freyen Städte zu unserm Appellationsgericht vorgekommen, ich sende es jedoch, mit Beylegung einiger Francofurtensien.

Nicht weniger lege ich den Gerningschen Brief bey, woraus man die Mißwürkung der Heidelbergischen Recension ersieht. Wir können indeß dem Erfolg zusehen.

[29] Mit den hiesigen Anstalten, welche unserer Ober-Aufsicht untergeben sind, steht es gar erfreulich. Einiges was bey eintretendem Frühjahr eingeleitet und angeregt werden muß läßt sich gar wohl thun, Lenz hat durch seine Thätigkeit wieder vieles hereingebracht.

Ich lege ein Heft eines englischen Journals bey; der Herausgeber desselben, James Sowerby, hat sehr instructive Exemplare der meisten auf Platte 43, 44, 45 wohlgestellten Mineralien eingesendet, und erhält dagegen ein Diplom, schönen Dank und neue Anforderungen.

Das Heft überhaupt wird Ew. Excellenz gefallen, wir erhalten bald das ganze Werk, das deswegen sehr schätzbar ist, weil die Kupfer erfreuliche Surrogate der Originale sind, die man im Leben niemals sehen würde. Von den übrigen ältern Anstalten gebe ich nach und nach Rechenschaft.

Die neu angelegte Veterinar-Schule ist in einem alten, seltsamen, labyrinthähnlichen Gebäude gar zweckmäßig eingenistet, und wird vom Lehrer, Amanuensen und Schülern gar schwunghaft betrieben, ich werde alle Sorge tragen, daß hier an nichts ermangle welches gar wohl geschehen kann, weil die Theilnehmenden bey mäßigen Forderungen die Anstalt durch Thätigkeit befördern.

Herr von Bünau, ein junger Mann und Gutsbesitzer, im letzten Krieg Freiwilliger zu Roß, dem die [30] genaue Kenntniß der nutzbaren zahmen Thiere sehr angelegen zu seyn scheint und der mit seinem Aufenthalt hier sehr zufrieden ist, wünscht die Erlaubnis außerhalb der Stadt wohnen zu dürfen, welche ihm als akademischen Bürger versagt wird. Reicht er mir sein Gesuch schriftlich ein, so übersende es zu gefälliger Begünstigung.

Eigentlich sollte man allen Theilnehmern der Veterinar-Schule in der freisten Luft zu leben anbefehlen, denn was das für ein doppelt und dreyfach widriges Studium seyn müßte dem, der sich nicht eigens berufen fühlte, läßt sich bey einem cursorischen Blicke schnell genug überzeugen.

Soviel für diesmal. Lassen Sie mich in Ihrem verehrten Familienkreise leben, mich von Zeit zu Zeit ein erfreuliches Wort vernehmen, und verbleiben meiner unverbrüchlichen Anhänglichkeit gewiß.

Jena den 22. März 1817.

J. W. v. Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8728-8