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An Carl Wilhelm Göttling
Ew. Wohlgeboren
bemerkten neulich, als ich das Vergnügen hatte. Sie bey uns zu sehen, daß es wohl gerathen seyn möchte, wenn in Kunst und Alterthum einiges über das hohe Verdienst der zweyten Ausgabe der römischen Geschichte von Niebuhr gesprochen würde. Ich bin derselbigen Überzeugung, nur daß ich nicht im Stande bin, mich gegenwärtig auf den Grad zu sammeln, um über diesen Gegenstand etwas wahrhaft Würdiges auszusprechen. Nun haben aber Ew. Wohlgeboren als Meister dieses Fachs gedachtes Werk gewiß schon durch und durchgeschaut und erprobt, und ich dürfte daher wohl die Gefälligkeit hoffen, daß Sie in Kürze zusammenfassen möchten, was besonders in diesem Werke hervortritt, wovon Sie neulich schon einige Winke gaben, denn es wäre hier weder von Anzeige noch Recension die Rede. Auf Ostern war meine Absicht abermals ein Heft hervortreten zu lassen in möglichst [124] prägnantem Inhalt, und hiebey würde ein Aufsatz von Ihrer Hand gewiß willkommen seyn. Sie würden dadurch auch in Abwesenheit freundlich auf Ihr Vaterland einwirken.
Mich bestens empfehlend und mir und den Meinigen geneigte Theilnahme auch forthin wünschend.
Hochachtungsvoll
ergebenst
J. W. v. Goethe.