16/4590.

An den Herzog Carl August

[Concept.]

[Ende November.]

Durchlauchtigster pp.

Ew. pp. haben uns, mittelst Rescripts vom 5 ten dieses, zu befehligen gnädigst geruht: über die Bedenklichkeiten, welche der Anstellung des Concertmeisters Destouches bey dem Unterricht des Chori musici alhier entgegen stehen, unterthänigst gutachtlichen Bericht zu erstatten, und wir verfehlen nicht, diesem höchsten Befehle submisseste Folge zu leisten.

Da man, von Seiten fürstl. Theatercommission, ohne Mitwirkung des Chores, die Aufführung der Oper zu leisten nicht im Stande wäre; so hat es ihr freylich wünschenswerth geschienen, wenn ein und dieselbe Person an beyden Orten Einfluß haben könnte.

Wird der künftige musikalische Unterricht, bey hiesigem Gymnasio, dergestalt eingeleitet, daß für ein tüchtiges Fundament gesorgt ist; werden, bey geistlichen Handlungen, solche Stücke aufgeführt, die aus dem wahren Charakter einer Kirchenmusik nicht heraus treten; so wird es den jungen Leuten, in der Folge, weder an Geschick noch Geschmack fehlen, diesen Theil ihrer Pflichten zu erfüllen.

Von Seiten des Theaters hat man gegenwärtig schon die Einrichtung getroffen, daß die Proben von 11-12 und Abends von 4 Uhr an gehalten werden;[148] auch wird hierinn zu beyderseitiger Zufriedenheit vollkommene Ordnung bestehen können, wenn der Concertmeister Destouches die dortigen Verhältnisse kennt und seine Incumbenzen zu vereinigen sucht.

Außer allen Zweifel scheint es gesetzt zu seyn, daß schon dadurch viel Zeit und Mühe erspart wird, wenn ein Lehrer mit seinen Schülern etwas unternimmt, die er kennt, die seine Methode gewohnt sind und die er auf mehr als eine Weise zu üben verpflichtet ist.

Was der Concertmeister Destouches bey dem Gymnasio, unbeschadet seines Dienstes bey Hof und Theater, zu leisten gedenkt, ist von demselben in der Beylage verzeichnet worden.

Wie wir nun die deßfallsigen Entschlüsse Ew. Hochfürstl. Durchl. in schuldigster Devotion, so wie die allenfallsige Remuneration desselben, anheim geben; so können wir nicht unbemerkt lassen: daß es bey einer Sache, die so mancherley Seiten hat, und wobey so viel auf persönliche Verhältnisse ankommt, vielleicht räthlich seyn möchte die Einrichtung, nur zum Versuch, auf eine gewisse Zeit zu treten und von der Erfahrung zu erwarten, in wie fern die concurrirenden und, hie und da, vielleicht streitenden Interessen vereinigt werden könnten.

Die wir pp.

[149]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1802. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8745-6