21/5773.
An die Hoftheater-Commission
P. V.
Es scheint, daß es mit der Separation des Schauspielers Unzelmann von seiner Frau Ernst werden will, wie beyliegendes lakonische Billet eines Advocaten an den Ehmann bezeugt. Herzogliche Commission hat dergleichen Dinge weder zu befördern noch zu hindern, doch möchte es gut seyn sich umzuthun, wie eigentlich das Verhältniß der beyden Personen zu einander steht. Ist es gar nicht wieder herzustellen, so wäre es freylich eine Wohlthat, wenn sie getrennt würden.
Das kleine Stück, das Morgenstündchen, ist nicht übel, doch müßte man das Beysammen der ganzen[27] Gesellschaft erwarten, um es ganz nach Erforderniß der Rollen auszutheilen, sonst würde es gewiß fallen, wie man sagt; und über den 19. wird man ja wohl auch auf eine andre Weise hinüber kommen.
Was den jungen Bassisten betrifft, so weiß ich, ohne ihn gesehen und gehört zu haben, freylich nichts zu sagen. Daß man Röpken und seiner Frau, sie mögen nun einzeln oder zusammen seyn, auf Michael aufkündige, ist sehr meine Meynung, wie ich schon früher geäußert. In wiefern diese Lücke auszufüllen seyn möchte, bin ich jetzt nicht im Stande zu überdenken, noch weniger zu entscheiden.
Ich lege einen Brief von Eimann bey. Wie dessen Sache steht werden die Acten ausweisen.
Den Aufenthalt der Schauspieler in Lauchstädt betreffend weiß ich nichts hinzuzufügen, als nur, daß ich wünsche, sie möchten so lange als möglich dort bleiben. In Absicht auf Kriegsbegebenheiten ist wohl weiter keine Furcht, und was die Einnahmen betrifft, so werden diese wohl bey frühzeitiger Rückkehr nach Weimar nicht vermehrt werden.
Mich zu geneigtem Andenken empfehlend
Jena den 4. August 1809.
Goethe. [28]