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An Carl Ludwig von Knebel

Wenn ich, mein lieber Freund, dir dießmal einen ganz armen Teufel nicht empfehle, sondern nur bitte, daß du ihn anhörst, ihm ein Stücklein Brot und ein Glas Wein zur Erquickung reichst; so wirst du verzeihen. Thue mir zunächst das Gleiche. Er ist ein Wittenberger und nach dem dortigen großen Unglück und mancherley Schicksalen von unverständigen Gönnern nach Weimar gewiesen, als wenn wir noch die Alten wären. Nun konnte ich nichts thun, als ihn seinem Vaterlande näher bringen. Gieb ihm ein gutes Wort und, wenn du kannst, einen guten Rath. Lebe recht wohl, besuche mich in Berka. Das Ich ist dießmal in ziemlich guten Umständen und würde wie eine epikurische Gottheit leben, wenn nicht das Nicht-Ich mit Anmuth und Unmuth mich in meine Einsamkeit verfolgte. Ich habe beynahe so viel Händel auf dem Halse, von guter und schlechter Sorte, als der Marschall von Bassompierre, welcher einer Tochter aus großem Hause ein Kind gemacht hatte, eine sehr gefährliche Ehrensache ausbaden sollte und zugleich im Fall war, von seinen Creditoren in den Schuldthurm gefühlt zu werden. Dieses alles hat er, wie er schreibt, durch die Gnade Gott, vergnüglich überstanden, und so hoff ich, soll es mir auch ergehen. [286] Lebe wohl und besuche mich, ob ich gleich dir weder Sinica noch Japonica vorzusetzen habe.

Berka an der Ilm den 23. May 1814.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-87B8-2