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An Paul Wranitzky

[24. Januar.]

Aus beiliegendem Aufsatz werden Sie sehen, was von dem Texte der Oper, wonach Sie sich erkundigen, erwartet werden kann. Ich wünsche bald Nachricht von Ihnen zu hören, ob der Theaterdirektion meine Bedingungen angenehm sind? Da ich denn bald Anstalt machen würde, meine Arbeit zu vollenden. Es sollte mir sehr angenehm sein, dadurch mit einem so geschickten Manne in Konnexion zu kommen. Ich habe gesucht, für den Komponisten das weiteste Feld zu eröffnen, und von der höchsten Empfindung bis zum leichtesten Scherz mich durch alle Dichtungsarten durchzuwinden. Ich wünsche indessen recht wohl zu leben.

P. M.

Der große Beyfall, den die Zauberflöte erhielt, und die Schwierigkeit ein Stück zu schreiben das mit ihr wetteifern könnte, hat mich auf den Gedanken gebracht aus ihr selbst die Motive zu einer neuen Arbeit zu nehmen, um sowohl dem Publiko auf dem [13] Wege seiner Liebhaberey zu begegnen, als auch den Schauspielern und Teather-Directionen die Aufführung eines neuen und complicirten Stücks zu erleichtern. Ich glaube meine Absicht am besten erreichen zu können indem ich einen zweyten Theil der Zaubertflöte schriebe, die Personen sind alle bekannt, die Schauspieler auf diese Charaktere geübt und man kann ohne Übertreibung, da man das erste Stück schon vor sich hat, die Situationen und Verhältnisse steigern und einem solchen Stücke viel Leben und Interesse geben. In wie fern ich meine Absicht erreicht habe, muß die Wirkung zeigen.

Damit dieses Stück sogleich durch ganz Deutschland ausgebreitet werden könnte, habe ich es so eingerichtet, daß die Decorationen und Kleider der ersten Zauberflöte beynahe hinreichen um auch den zweyten Theil zu geben. Wollte eine Direction mehr darauf verwenden, und ganz neue dazu anschaffen; so würde der Effect noch größer seyn, ob ich gleich wünsche daß, selbst durch die Decorationen, die Erinnerung an die erste Zauberflöte immer angefesselt bliebe.

J. W. v. Goethe.


[Concept.]

Meine Bedingungen sind: Einhundert Dukaten und eine vollständige Partitur für das hiesige Theater welche jedoch nicht weiter communicirt werden soll. Ich verspreche dagegen den Text selbst binnen einigen Jahren nicht wieder abdrucken zu lassen, und wünschte [14] bald zu erfahren ob man das Stück unter diesen Bedingungen zu acquitiren denckt, ich würde alsdann sobald als möglich die letzte Hand daran legen und die Zeit näher bestimmen in welcher ich es übersenden kann.

Sollten sich bey der Composition und Aufführung in einem oder dem andern Punkte Schwierigkeiten finden; so erbiete ich mich auf geschehene Anzeige die Stellen...

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Paul Wranitzky. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-87E1-4