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An Thomas Johann Seebeck

[Concept.]

Ihr werthes Schreiben trifft mich gerade in dem Augenblick, da ich mich zu einer Reise nach Baden am Rhein bereite. Mehr Anstoß und Einladung als innerer Trieb bestimmt mich zu diesem Schritte, der denn doch am Ende, wie die Freunde glauben, mir heilsam werden kann. Das hülfreiche Betragen meines Sohnes in der gegenwärtigen Epoche kann ich nicht genug rühmen. Haushaltung und Geschäfte laß ich in seinen und andern treuen Händen und kann von dieser Seite ganz beruhigt wandern. Hofrath Meyer begleitet mich und so kann man es denn wohl nicht besser wünschen.

Boisserée hat mir von Ihnen und den theuren Ihrigen das Liebste und Beste geschrieben, möcht ich nun auch, wie er, Ihres belehrenden Vortrags mich erfreuen.

Die von Ihnen entdeckten merkwürdigen Farben haben mich diese ganze Zeit her unablässig beschäftigt. Sie kennen aber meine Art und Weise wie langsam ich die Approchen gegen eine solche Festung führe. Geben Sie mir gelegentlich eine Ansicht auf welchem Puncte Sie geschlossen haben und was Sie späterhin vorzunehmen gedenken.

Bey meinen Versuchen hat mir ein trefflicher russischer Glimmer von der feinsten und klarsten [107] Sorte sehr gute Dienste geleistet, er kam wie gerufen von Petersburg. Lenz ist angewiesen Ihnen einige Blättchen zu senden, ich hoffe sie sollen bald anlangen. Merkwürdig fand ich, da ich viele Blätter zwischen den Spiegeln versuchen konnte, Abweichungen im Einzelnen, doch immer dasselbe Gesetz aussprechend, nur hie und da unsicherer, weniger entschieden. Ich habe Acten darüber geführt, konnte aber vor der Abreise nicht zur Redaction kommen, die ich jedoch nach meiner Rückkehr hoffe. Ich sende den Aufsatz alsdann zu gefälliger Prüfung.

Auf die Majolika des Herrn von Derschau behalten Sie ein wachsames Auge, 100 rh. Sächs. (180 fl.) gäb ich wohl dafür. Dergleichen Gegenstände haben etwas Zerstreuendes. Unschuldige Liebhabereyen erinnern an gute Zeiten und führen sie gleichsam zurück. Wegen der Glasfenster verhandeln wir in der Folge, freylich müßt ich wegen des Einpackens der Majolika Ihre freundschaftliche Sorgfalt erbitten, es würde vielleicht am besten seyn sie in mehrere Kisten zu packen.

Biot Physique experimentale finde ich vielleicht in Heidelberg. Ich werde auf die Capitel, die mich zu nächst interessiren, aufzumerken nicht verfehlen.

Mehr sag ich nicht, nur füge ich noch den Wunsch hinzu, daß Sie und die lieben Ihrigen froh zusammen seyn und bleiben mögen. Auch darf ich wohl hoffen einen Brief von Ihnen: abzugeben bey den Gebrüder[108] Boisserée in Heidelberg, in der schönen Rheingegend, will's Gott bey besserem Wetter, zu finden.

Weimar d. 19. July 1816.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1816. An Thomas Johann Seebeck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-87EA-1