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An Johann Friedrich Rochlitz

Ew. Wohlgeb.

schöne Gabe ward mir schon längst und diente mir in trüben Stunden zur angenehmsten Erheiterung besonders [268] gab die Schreckensgeschichte jener Schlachttage einen bedeutenden Wink, wie man geringerern Übeln nicht unterliegen solle, da der Mensch die größten besteht und aus ihnen oft gerettet wird.

Die Bildung Ihres Charakters und Styls erscheint hier im vortheilhaftesten Lichte: es thut immer eine große Wirkung wenn der Mann auch seine schlimmsten Erfahrungen würdig darzustellen weiß.

Mit dem Altern ist es freylich so eine Sache. Die Jahre könnte man allenfalls noch wohl ertragen, wenn sie flüchtig wie die früheren vorüber gingen, da sie aber so manches, auch von außen, heranschleppen, womit sich die Jugend selbst nicht befassen möchte, so spürt man freylich den Mangel an Kraft und Ausdauer doppelt und dreyfach. Hat man indessen so lange des Guten genossen und sich in das Schlimme gefügt, so bleibt wohl nichts übrig als daß man seine Kräfte zusammen nehme, um bis an's Ende etwas werth zu seyn.

Erhalten Sie mir Ihre Theilnahme und bleiben der meinigen gewiß. Empfehlen Sie mich den werthen Ihrigen und auch in dem Löhrisch-Keilischen Hause.

Schließlich, da ich mich zu Ihnen versetzt hatte, fällt mir noch ein Wunsch ein: könnten Sie mir gelegentlich eine recht gute Federzeichnung von Guercin um billigen Preis verschaffen, es sey Landschaft, Kopf, oder Halbfigur, so geschähe mir ein ganz besonderer [269] Gefalle. In jener von mir versäumten Auction waren deren mehrere.

Nochmals mich bestens empfehlend.

ergebenst

Weimar d. 10. December 1816.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1816. An Johann Friedrich Rochlitz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-87F9-0