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An den Großherzog Carl August

Ew. Königliche Hoheit

nehmen gewiß gnädig auf und glauben ohne Betheurung, daß ich in diesen Zeiten viel für Sie und mit Ihnen gelitten. Die Zustände bewegen mich dergestalt daß ich alle Gesellschaft meide, weil ich fürchten muß irgend jemanden gelegentlich eben so hart anzulassen als vormals Einsiedeln. Mein bester Trost jedoch, gnädigster Herr, nährt sich aus Ihro gutem Humor, der, auf Gleichmuth und Charackterkraft gegründet, Sie mit einem heitern Element umgiebt, und in den schlimmsten Tagen sich am glorreichsten erweist. Dann sag ich mir auch manchmal, ob mit oder ohne[331] Grund: Irgend eine Explosion war vorauszusehen, halten wir es für ein Glück daß sie so schnell und ungeschickt hervorgebrochen!

Einige Arbeiten die ich als Talismann gegen die bösen Geister ausbildete, werden nächstens vor Höchstdenenselben erscheinen. Instrucktion für den Meteorologen des Ettersberg mit bildlicher Darstellung wird so eben in's Reine gebracht und gegen Weynachten aufwarten.

Über L. da Vinci Abendmahl ist auch schon das Meiste ausführlich zu Papiere. Möchten Sie befehlen daß die Lucidi wohlgepackt herübergesendet würden; so könnte vor Neu Jahr das Ganze beysammen seyn. An Cattaneo habe einen freundlichen Brief geschrieben, um einige Notizen meinen Aufsatz ankündigend gebeten. Da ich Bossis Werck zum Grunde lege, und sonst auch der italiänischen Denck- und Redeweise mich zu nähern suche; so hoffe ich man wird das kleine Heft bald in iene Sprache übersetzten.

Über Döbereiners Wünsche werde nächstens meine Gedancken eröffnen. Zeugnisse seiner Thätigkeit liegen mehrere bey, mit besondern Erläuterungen.

Das Arrangement mit Artaria wird die Geschäfte sehr vereinfachen und die Defeckte bald herstellen.

Von meinen Jenaischen Angelegenheiten kann ich immer nur Gutes sagen. Der beste Wille findet sich überall weil das Interesse von niemanden verletzt, ia vielmehr einiger Vortheil befördert wird.

[332] Hier sey mir erlaubt zu schließen und meinen Wolcken-Boten nochmals auf Weynachten anzukündigen.

unterthänigst

Jena d. 14. Dec. 1817.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-880C-F