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An Christian Gottlob Voigt

Es kommt in diesem Augenblick eine so sonderbare mineralogische Constellation zusammen, daß ich Ihnen sogleich davon Nachricht geben und mir Ihren Rath und Mitwirkung erbitten muß.

Der Steinschneider Wächter, der wahrscheinlich eine sehr gute Acquisition ist, gedenkt sogleich nach Bamberg zu gehen und was von seinen Sachen transportabel ist, hierher zu schaffen. Er braucht Geld und ich kaufe ihm seine sämmtlichen Goldstufen, wahrscheinlich um einen sehr leidlichen Preis ab.

Die Leipziger Sendung ist auch angekommen, die Sachen sind sehr schön, die Preise aber hoch und ich lasse ihm, morgen, nur einen guten Absatz unter der Bedingung eines Rabats von 33 1/3 pro C. anbieten, alsdann sind die Körper, die alle ausgesucht sind, für das Geld zu brauchen.

Nun hat Prof. Lenz mit sehr schönen Sachen, die er von Ungarn und Siebenbürgen und sonst eingemischt, bisher, als mit seinem Eigenthum, gespielt, ist aber nunmehr geneigt diese Dinge auch für ein billiges abzulassen, und die Concurrenz von diesen drey [214] Fällen macht daß man vielleicht wohlfeiler als jemals sehr interessante Sachen haben kann.

Meine Vorschläge welche ich, wenn Sie solche billigen, zu secundiren, und in jedem Falle zu rectificiren bitte, sind folgende:


1) das Cabinet betreffend.


Loder hat schon, bey dem Handel mit Wächtern, so viel vorgeschossen daß das Weihnachtsquartal nöthig ist um ihn zu remboursiren. Sie hätten also

a) entweder die Gütigkeit den Vorschuß von der Kammer auf die Quartale Ostern und Johannis zu bewirken, oder

b) entschlössen sich vielleicht Serenissimus in diesem, beinahe einzigen Falle, zu einem kleinen Extraordinario, welches gewiß das doppelte und dreyfache fruchten sollte.


2) das Cabinet des Erbprinzen betreffend.


Hätten vielleicht Durchl. die Herzogin die Gnade irgend eine Summe zu bestimmen und die dafür angeschafften Mineralien bis Weihnachten aufzuheben, da denn nicht leicht ein ansehnlicheres Geschenk verhältnißmäßig sollte aufgestellt werden können.

3) Wäre Ihnen selbst und Freund Knebeln vielleicht etwas gefällig, so würde ich theils mit gutem Rath theils mit specieller Übersendung der Sachen an Hand gehen können. Was mich persönlich betrifft, so bedarf ich des eignen Besitzes immer weniger seitdem [215] ich eine so große Zeit des Jahrs des Jenaischen Cabinets mich in meinem Unterricht bedienen kann.

Ich bitte den Geist, Sinn und die Absicht meines Schreibens freundschaftlich aufzunehmen, zu bessern, zu mehren und zu mindern und nach Ihrer, alles Gute befördernden, Weise von meinen Vorschlägen Gebrauch zu machen. Der gegenwärtige Moment ist von der Art, daß wenn es sich für meine Lage schickte und ich 300 rh. einwenden wollte, ich solche mit Dank und Zufriedenheit aller Parteien und mit Gewinst dazu wieder einstreichen wollte, gegenwärtig offerire ich nur meine guten Officia, weil ich zum voraus überzeugt bin nicht allein das rechte, sondern auch das angenehme bewirken zu können.

Verzeihen Sie mir eine eilige, theils zu methodische, theils nicht genug bestimmte Schreibart. Jena den 25. Sept. 1796.

G.


Beyliegendes, allenfalls ostensibles Blatt unterrichtet Sie werthester Freund von einer wunderlichen so mineralogischen Constellation, von der ich wünschte, daß wir sie benutzen und wovon ich Ihnen nur noch das nähere aufdecke. Wächtern hat man beym Cabinet die Sachen viel zu gut bezahlt, er ist in Weimar auch über seine Hoffnungen behandelt worden, und ich habe ihm bey seiner Rückkehr zu verstehen gegeben, daß er künftig einen ganz andern Weg, als den eines mineralogischen Juden einschlagen müsse. Nun weiß er [216] nicht, wie er das nehmen soll und glaubt vielleicht mich persönlich zu gewinnen, wenn er mir die Sachen wohlfeil giebt, um so mehr da er baares Geld zu seinem Transport braucht; dadurch kommt der arme Teufel von Lenz, der auch sehr schöne Goldstufen hat, gleichfalls im Preise herunter, weil doch alle diese Dinge zufällig sind und das Geld beim Bäcker und Bierbrauer immer den reinen Werth behält. Will sich der Leipziger das Drittel Rabat nicht gefallen lassen so überlegt man's alsdann, nimmt einige eminente Stücke und schickt ihm die übrigen zurück.

Behalte ich die ganze Behandlung der Sache, so will ich schon alles lenken und leiten, denn so gering der Gegenstand ist, so verdrießlich ist mirs, auch in Sachen der Liebhaberey, übersetzt und geprellt zu werden.

Leben Sie recht wohl, gedenken Sie meiner und nehmen Sie immerfort an allem Antheil was groß oder klein in Ihrem Wirkungskreise sich aufthut.

Jena den 25. Sept. 96.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8812-0