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An Christiane von Goethe

Töplitz den 1. Juni 1813.

Gestern langte dein Brief vom 24. glücklich an, ist also nicht länger wie billig unterwegs gewesen. Überhaupt sendet nur alles durch Vogeln an Verlohren, da erhalte ich es am sichersten und geschwindesten. Es freut mich sehr, daß ihr die bisherigen Unbilden mit gutem Muthe ertragen habt. Fahret ja so fort und, in der Lage in der ihr seyd, beklagt euch ja über nichts: denn wie es in denen Gegenden aussieht, wo die Armeen wirklich zusammentreffen, das darf man sich gar nicht vergegenwärtigen. Wir befinden uns wohl und sind fleißig. In kurzer Zeit wird das Manuscript an Riemer abgehn, dem ich alsdann schreibe. Ich habe jetzt nur zwei Briefe von dir; der mittlere, durch Frau von Berg, scheint noch unterwegs zu seyn. meine Sendung durch Stallmeister Sievers wird nun auch in euren Händen seyn. Und so wäre nun alles wieder zwischen uns im Gange. Ich schreibe deshalb auch gleich wieder ob ich schon [353] nicht viel zu melden habe. Der gute Voigt thut mir sehr leid. August soll mich ja gelegentlich dem Herrn Geh. Rath empfehlen und ihm meine Theilnahme bezeigen. Auch möchte ich etwas von Meyer und Knebel hören, wie es denen gegangen ist und wie sie sich befinden. Körners sind noch hier, in einer sehr unangenehmer Lage. Ihr Sohn ist bey den Preußen und sie mögen überhaupt bey'm Einrücken der nordischen Alliirten etwas laut gewesen seyn, deswegen, scheint es, mögen sie nicht gern nach Dresden zurück. Ich fahre sie einen Tag um den anderen spazieren; es ist dieß noch Unterhaltung und Zeitvertreib. Dr. Schütz ist auch von Carlsbad hier angekommen, wird aber bald nach Dresden gehn. Sonst ist von alten Bekannten niemand hier außer Dr. Kapp und die Gräfinn Brühl. Auch diese seh ich selten und sonst gar niemand. Die Gegend ist jetzt unendlich schön und das Wetter herrlich, recht für ein warmes Bad geeignet. Ich wünsche dir auch warmes Wetter und reichliche Gartenfrüchte. Wegen 20 kleiner Flaschen Egerbrunnen geht heute ein Brief an den Inspector ab. Die Pferde befinden sich sehr wohl, es wird ihnen nicht viel zugemuthet. Der Kutscher macht seine Sachen vor wie nach höchst lobenswürdig, und läßt mir manchmal merken, daß er auch gegen dich belobt seyn möchte. Das Essen ist hier nicht sonderlich und theuer, der Wein auch nicht wohlfeil, indessen läßt es sich ertragen. Ich habe schon 28 Bäder genommen und [354] werde in Juni so fortfahren. Vielleicht läßt sich in 4 Wochen eher entscheiden was man thun will. Schreibt mir von Zeit zu Zeit dasselbige. Grüße Augusten zum schönsten. Er soll ja mit seinem Weimarischen Zustande zufrieden seyn, wenn er auch manchmal lästig ist. Was die jungen Geschäftsleute hier ausstehn, die für Freund und Feind die Bedürfnisse herbeyschaffen sollen und deshalb immer mit im Felde liegen müssen, geht über alle Begriffe. Grüßet alles. Hierneben steht das verlangte Liedchen, dem man freylich Tag und Stunde nicht ansieht, wo es entstanden ist. Es findet sich leicht eine Melodie dazu. Wenn ich zurückkomme, soll mich die Engels damit empfangen.

G.


[Beilage.]

Ich habe geliebet, nun lieb ich erst recht,...


Entsprungen Leipzig den 18. April 1813 in Solbrigs Declamatorium, geschrieben Oschatz den 19. April, bey einem sehr friedlichen Mittagessen.

Ich lege noch ein Blättchen bey, um dir zu sagen, daß ich von Wien sehr erfreuliche Nachrichten habe, die mich überzeugen, daß Ihro Maj. fortfahren, in Gnade und Huld meiner zu gedenken. Über die Rede zu Wielands Andenken hat sie mir das Freundlichste sagen lassen. In so trüben Zeiten, wo man kaum [355] mehr weiß, wohin man die Augen richten soll, thut ein solcher Augenblick gar zu wohl.

Wolffs Brief, den du mir ankündigst, will ich abwarten und ihm sodann selbst schreiben und ihm für seinen treuen Beystand vorläufigen Dank sagen. Grüße das Ehepaar unterdessen zum allerschönsten. Wie es unserer Schoppenhauer ergangen, möchte ich doch auch wissen. Grüße sie von mir und versichere sie meiner Theilnahme.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-881B-D