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An den Großherzog Carl August

Königliche Hoheit!

Das auf beykommende Blättern eingeleitete Geschäft gehört wohl vor die LandesDirecktion; wollten[233] aber Höchstdieselben mir befehlen solches vorzubereiten; so sollten bis zu meiner Rückkunft alle aufgestellten Punckte erörtert und die Ausführung alsdann nach Ihro Anordnung geschehen können. Hiezu ist der Winter günstig und Ostern 1819 könnte alles vollbracht seyn.

unterthänigst

W. d. 14. Jul. 1818.

J. W. v. Goethe.


[Beilage.]

Es ist ein alter Wunsch, daß sowohl der äußere als innere Thurm des Löberthors abgetragen und der Graben ausgefüllt werden möge; wodurch außerhalb ein schöner Platz gewonnen, nach innen aber eine freiere Communication mit der Stadt eröffnet würde. Dadurch wären gar manche Vortheile erreicht, ja man kann sich von der Nothwendigkeit dieser Einrichtung an jedem Markttage überzeugen. Dort halten die Wagen der Holzverkäufer, sowohl des Brennholzes als der Bretter und Pfähle, welche sich einander Platz und Weg versperren. Kommt aber nun noch, wie in letztem Jahre, ein lebhafter Fruchtmarkt hinzu, so ist keine Polizey im Stande Verwirrung und daraus entstehendes Unheil zu verhindern.

Betrachtet man nun gar die enge Passage, die auf dem Riß mit einem Stern bezeichnet ist, welche durch das Nutzholz eines dort wohnhaften Wagners noch mehr verengt wird, so sieht man wie bald bey [234] irgend einem Unglücksfalle selbige versperrt und der Weg aus der Stadt und aus der Vorstadt nach den Teichen gehindert werden könne.

Allem diesem wird abgeholfen, wenn das äußere Thor abgetragen, ein kürzerer Canal geführt und der Graben ausgefüllt wird. Will man alsdann auch an den innern Thurm gehen, so ist Herr Hofrath Succow, dessen Haus ein Eckhaus würde, gar wohl zufrieden den dadurch nöthig werdenden Bau zu übernehmen.

Maurer-Meister Timmler versichert: das Ganze müsse ohne Kosten geleistet werden können, indem die gewonnene Materialien den Arbeitslohn übertrügen. Dieser Gegenstand ist also wohl von der Art, daß er vorerst eine genauere Erörterung verdiente, deren sich die Behörden mit weniger Bemühung allenfalls unterziehen könnten.

Eine neue Anregung hiezu gibt die gnädigst befohlene Berappung des Bibliotheks- und Carcer-Gebäu des, welche, wie die roth punctirte Linie andeutet, mit dem Succowschen Hause ohngefähr gleiche Richtung haben. Würde nun das Löberthor abgetragen und dort alles in reinlichen Stand gesetzt, so hätte man die ganze Reihe von dem Thurm der Anatomie bis an das Succowsche Haus in einem Zustande, wie es einer Residenz- und Universitäts-Stadt allenfalls geziemt und es gäbe vielleicht Anlaß, daß die übrigen Außenseiten nach und nach [235] diesem aufgestellten Muster wünschenswerth ähnlich würden.

unterthänigst

Weimar den 13. July 1818.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1818. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8828-F