[163] 22/6307.

An Christian Gottlob Voigt

Gefällig zu gedenken.

1) Herr Hofrath Meyer wird Ew. Excellenz wohl schon eröffnet haben, daß Ihro Hoheit die kleine Münzsammlung, welche auf der Jenaischen Bibliothek befindlich ist, in Weimar zu sehen und auf kurze Zeit zu studiren wünscht. Ew. Excellenz wollten mir wohl deshalb die nöthige Einleitung [ertheilen]. Ich wünsche nichts mehr, als diese vortreffliche Dame in einer Liebhaberey zu bestärken, die so viel Nutzen und Vergnügen gewährt, und welche jenes Geschäft, wovon wir neulich sprachen, sehr erleichtern müßte.

2) Jene 28 rh. für Glaswaaren sind wirklich zuviel gezahlt worden, denn die Zeddel vom July 1811, nemlich

für die Gläser27 rh.14 Gr.
für Fracht1 10 –
29 rh. - Gr.

sind der Museumscasse zugerechnet worden. Wollen also Ew. Excellenz die erhaltenen 28 rh. wieder zurücksenden, so würden Sie Ihre ausgestellte Quittung wieder erhalten. Verzeihen Sie diesen Verstoß meiner Ordnungsliebe, ich fand diesen Punkt noch als unex pedirt aufgezeichnet, da ich manches in's Reine zu bringen gedachte.

3) Beyliegendes gehorsamstes Pro Memoria bitte mit günstigen Augen zu betrachten; man kann es [163] niemals ganz aufgeben Freunden helfen zu wollen, besonders in Fällen von so geringer Bedeutung. Wir könnten die kleine Summe von Auctionsgeldern nehmen die wir noch der Weimarischen Bibliothek schuldig sind. Vielleicht halten es Ew. Excellenz für nöthig und schicklich Serenissimo ein Wort davon zu sagen.

Wegen des Stipendiums ist noch keine legale Notiz herübergekommen, sonst würde der schuldige Dank auch schon erfolgt seyn.

4) Können Ew. Excellenz die Differenz zwischen Kühn und Hagen baldigst beseitigen, so würde es eine Wohlthat für den Ersteren seyn. Hagen hat die 2 Quartale Weihnachten und Ostern zurückbehalten welche zusammen schon 1034 rh. betragen. Es ist wunderlich, aber freylich nicht anders in der Welt, daß brauchbare Menschen die Gewalt mißbrauchen, die ihnen ihr Verdienst giebt.

5) Wegen eines dem botanischen Garten zugehörigen Zubringers lege ich ein besonderes Promemoria bey zur Bequemlichkeit, wenn Ew. Excellenz deshalb Erkundigung einziehen wollen. Verzeihen Sie, aber es ist billig und hergebracht daß man für sein besonders da man von den übrigen Specialgeschäftsträgern auch keine Hülfe zu erwarten hat.

Jena d. 21 Apr. 1812.

Goethe.

[164]
[342] [Beilage I.]
[Concept.]
Gehorsamstes Promemoria.

Herr Major von Knebel arbeitet schon seit langer Zeit an einer Übersetzung des Lukrez, sie ist nun abgeschlossen und liegt in einem saubern Manuscripte da. Dieses Werk wäre noch vor einigen Jahren im Buchhandel 5 bis 600 rh. werth gewesen; nun aber fallen alle Preise und er müßte es gegenwärtig um einen viel geringeren Preis losschlagen.

Das Manuscript liegt zu gefälliger Einsicht auf der Weimarischen Bibliotheck.

Da ich nun dem guten wackern Freund welcher die neuliche Vorsorge für seinen Sohn mit dem lebhaftesten Danck erkennt, auch von dieser Seite geholfen wünschte (denn wer bedarf jetzt nicht in oeconomicis[342] einiger Nachhülfe); so wollte ich folgenden unmaßgeblichen Vorschlag thun.

Man nähme dieses in mehr als einem Sinne preiswürdige Manuscript zu herzoglicher Bibliothek und zahlte dem Verfasser dafür 200 rh. mit der Bedingung daß wenn zu gelegner Zeit dieses Werck an einen Buchhändler vortheilhaft verkauft werden könnte, Herzogl. Bibliotheck daselbe, gegen Erstattung der 200 rh. wieder herausgeben wolle, sich sonst aber zu keiner Nachzahlung verpflichte. Mir scheint hierbey keine Gefahr, weil ich selbst Aussicht habe das Werck zu 300 rh. anzubringen.

s. m.
Jena d. 21 Apr.
G.
1812.
[Beilage II.]
Einen
Zubringer
betreffend.
Gefällig zu gedenken.

Vor mehreren Jahren, bald nach der Anlage des neuen botanischen Institutes, kam die Bemühung zur Sprache, welche nöthig war, um das Wasser von dem unteren und entfernten Theil des Gartens in den großen Raum umher und auf die Terrassen zu bringen. Es war deshalb beschlossen, einen kleinen Zubringer anzuschaffen, ein Pumphäuschen zu errichten, die Röhren zu legen, um so das nöthige Wasser mit [343] weniger Mühe überall zu vertheilen. Der Zubringer ward angeschafft und kostete 75 rh.

Wie es aber zu gehen pflegt, da jede Sprache zwey Seiten hat und gegen jede neue Einrichtung etwas einzuwenden ist, weil man die alte entweder ganz, oder zum Theil aufopfern muß, so fand auch dieses löbliche Unternehmen besonders Widerstand bey den Untergebenen, die wie gewöhnlich auf Ihrem alten Wege fortzuschlendern Luft hatten. Der damalige Director zeigte keinen Eifer, und die Sache unterblieb.

Der Zubringer stand lange in dem Erdgeschoß des Schlosses bis Durchlaucht der Herzog, ich weiß nicht zu welchem Gebrauch, nach einer solchen Maschine fragten, und sie, da ich sie anbot, zu vergüten zusagten.

Sie wurde nach Weimar gebracht und stand lange in dem Herzogl. Badezimmer oder in der Nähe desselben; da sie jedoch nicht gebraucht wurde, gelangte sie an die Feuerinspection, von welcher ich sie mehrmals reclamirt habe, ohne zu meinem Zweck zu gelangen. Der Castellan Kirchner ist von der ganzen Sache unterrichtet; vielleicht gäb ein entschiedener Auftrag von Ew. Excellenz der Sache eine gute Wendung. Es wird eine solche Maschine im botanischen Garten immer nützlich seyn, und auch wohl noch für einen mäßigen Preis verkauft werden können.

Gehorsamst um Verzeihung bittend

Jena den 21. April 1812.

Goethe. [344]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-887F-B