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An den Großherzog Carl August

Ew. Königlichen Hoheit

an so schönen Abenden, deren wir jetzt genießen, einmal aufzuwarten wäre mein höchster Wunsch, welchem leider meine immer zunehmende Immobilität entgegen tritt. Gestern Abend war ich jedoch in Belvedere wo ich die angenehmsten Gewächse des gegenwärtigen Augenblicks in der Wirklichkeit und gar manches höchst bedeutende vergangener Tage im Bilde sah. Die große Trockenheit, mir freylich sehr willkommen, läßt das Pflanzenreich überhaupt trauriger aussehen als billig, die gepflegten und begossenen Gewächse dagegen stehen frisch und munter.

2) Daniells Werk war mir sehr willkommen; seine Worte gleich vorne in der Vorrede »die Wissenschaft der Witterungslehre ist von solcher Ausdehnung daß man ihre Phänomene wahrscheinlich am besten in abgesonderten Theilen oder sogenannten Monographien studirt«, ist ganz nach meiner Überzeugung geschrieben; wie ich mir denn die barometrischen Erscheinungen ganz allein empfohlen seyn lasse; erwartend und hoffend daß andere, wie hier Daniell, die übrigen Capitel eben [1] so behandeln werden. Er hat seine Aufmerksamkeit den Dünsten und Gasarten der Atmosphäre gewidmet. Ich werde ihm in Ew. Königlichen Hoheit Namen einige freundlichen Worte sagen, wenn ich erst von Döbereinern vernommen habe was er über das Instrument denkt. Hört der Erfinder und Verfasser daß es entzwey gegangen, so sendet er wahrscheinlich ein anderes nach, das er nicht so compendios aber sicherer packen wird.

Sollten Höchst Dieselben Gelegenheit finden die Witterungsbeobachtungen von Antwerpen für das vergangene halbe Jahr zu erhalten, so würde dieß gerade jetzt von vorzüglicher Bedeutung seyn.

3) Nees v. Esenbeck sendet den neuen Band der Verhandlungen der Leopoldinischen Gesellschaft. Sie machen auf dieses Werk einen unglaublichen Aufwand, und die ihnen vom Gouvernement gegönnte Unterstützung muß sehr groß seyn wenn sie in dieser Art fortfahren wollen, denn es ist kaum denkbar daß der Absatz verhältnismäßig seyn könne. Indessen muß man gestehen daß das Werk von großem Werthe ist und bleibt.

4) Die Sendung einiger Mineralien des Thüringer Waldes, durch Hofrath Soret, hat mich sehr angenehm an jene Zeiten erinnert wo ich noch selbst in jenen Gegenden wißbegierig umherflatterte und klopfte. Diese Musterstücke wieder frischgeschlagen vor mir zu sehen belebte gar mannigfaltige Erinnerung.

[2] Wie ich denn für dießmal einem starken Gewitter für diesen Abend entgegen sehe und die Erquickung des ganzen organischen Pflanzenreiches hoffe, meinem höchsten Fürstenpaare zu ferneren Hulden und Gnaden angelegentlichst empfehlend das Glück empfinde mich unterzeichnen zu dürfen.

unterthänigst

Weimar den 3. August 1825.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-888E-9