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An Carl Friedrich Zelter

Vorläufig zum schönsten Danl für die beiden letzten Briefe.
Beschäftigt bis zum Irrewerden; herzlicher Theilnahme sich empfehlend.
Weimar den 2. May 1828.

G.


[81] Die Jahre 1826 und 27, abgeschrieben und zusammengeheftet, bilden einen anständigen Codex; die Originale kommen zurück. Ich habe das Steinchen von Facius dazugelegt. Nächstens noch gar manches.


[Beilage.]

Für die Freunde der Demoiselle Sontag.

Von der Mlle. Sontag spricht alt und jung. Man kann sie weder in Berlin noch Paris besser aufgenommen haben als in London. Sicherlich nimmt sie von hier eine gute Börse mit. Eine solche Fertigkeit und Geläufigkeit im Singen hat man hier noch nicht gehört. Ich sah sie auftretenund werde es nie bedauern. Doch da alle Blätter von dem Gesange der Sontag reden, setze ich nur etwas hinzu. Es war der französische Gesandte, Fürst Polignac, welcher sie bey'm Herzog von Devonshire einführte, wo (königliche Personen ausgenommen) die hiesige große Welt sie zuerst kennen lernte. Zu einem Balle desselben Herzogs wurde auch die Sontag eingeladen, und sie tanzte dort mit besonderer Grazie; alle Personen schienen sich glücklich zu schätzen welche mit ihr etliche Worte sprechen konnten. Dieß ist eine Distinction in London ohne Beyspiel. Morgen ist großer Cirkel (oder drawing-room) bey Hofe; man glaubt daß die ganze hohe und glänzende Versammlung Abends in die Oper gehen wird, um die Sontag als Susanne abermals im Barbiere di Seviglia zu hören. Wenn der König, [82] wie nicht zu bezweifeln ist, sie auch einen Abend in der Oper hören will, so wird es wegen des unermeßlichen Gedränges nicht ohne Gefahr ablaufen.

Für die Freunde großer technischer Unternehmungen.

Trotz alles Mißgeschicks wird am Tunnel unter der Themse fortgearbeitet. Nicht allein die Compagnie der Unternehmer, sondern die Nation scheint Ehrensache daraus zu machen. Sie wissen was das heißt. Eher macht ein Engländer Bankerott, als daß er sich beschimpfen ließe. So handelt das ganze Volk.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8894-A