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An Johann Heinrich Merck

Das Skelet der Giraffe ist gestern angekommen, ich dancke dir, es ist ein sehr interessantes Stück, recht gut und ausführlich gezeichnet, schicke mir balde ein korrigirtes Exemplar.

Daß dir meine Abhandlung einige Freude gemacht hat, giebt mir wieder Freude ob du gleich von der[11] Wahrheit meines Asserti nicht durchdrungen zu seyn scheinest. Deswegen schicke ich dir hier eine gesprengte obere Kinlade vom Menschen und vom Trichechus da vergleiche und nimm deine andern Schädel zu Hülfe, und sieh am Affenschädel nach was denn das für eine Sutur ist die das Os intermaxillare von der Apophysis palatina maxillae superioris trennt, gieb nur auf die Lage der canalium incisivorum acht und ich brauche nichts zu sagen.

Von Sömmring habe ich einen sehr leichten Brief. Er will mir's gar ausreden. Ohe!

Schicke mir die Knöchlein ia bald wieder ich brauche sie nothwendig, und gehe säuberlich mit um sie gehören zu ganzen Köpfen. NB der Trichechus hat 4 Dentes incisores zwey auf ieder Seite.

In der Maxilla die ich dir schicke, sitzt einer noch im Osse Intermaxillare, vom andern siehst du die Lücke. Mit drey Backenzähnen machts auf ieder Seite fünfe den großen Caninum nicht gerechnet. Der vordere Schneidezahn ist an einem grosen Kopf den ich besitze auf einer Seite sehr klein an der andern fehlt er ganz. Vielleicht fehlen an deinem die zwey vordern ganz, da du nur zwey Dentes incisores überhaupt zugestehst.

Auf Campers Wort bin ich neugierig. Die untre Maxille vom Cassler Elephanten habe ich leider nicht zeichnen lassen ich hatte mit dem Oberkopfe genug zu thun, da ich voriges Jahr so zerstreut war und doch alles recht erklärt haben wollte.

[12] Nun noch eine Bitte.

Wir kommen endlich hier an die Zerschlagung der Güter, die bey Euch etwas gemeines ist. Könntest du mir einen Aufsatz verschaffen von den Grundsätzen und der Art die Sachen zu behandlen und was man nach mehrerer Erfahrung für das beste hält. Wir haben hier ziemlich vorgearbeitet nun mögt ich auch noch von erfahrnen etwas hören. Was ist der Kammerrath Martini für ein Mann? Ist er gefällig und würde er mittheilend seyn wenn ich durch den Assessor Büttner, der ihn kennen gelernt, an ihn schreiben liese. Du machtest ihm ia wohl von mir ein Compliment. Alles nach deiner Weisheit daß ich meinen Wunsch erlange.

Die Sache ist simpel, wir fangen aber mit einem sehr ansehnlichen Gute an und ich wollte daß der erste Versuch gleich zum besten ausfiele. Adieu. Schreibe bald. Verzeih mein Kritzeln.

d. 13. Febr. 1785.

G.


Daß mir an den ossibus turbinatis des Trichechus kein Schade geschehe. Packe es wieder wohl ein.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An Johann Heinrich Merck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-88B9-7