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An Charlotte von Stein
d. 3. Juli 80.
Stein behauptet zwar ein Brief heut auf die Post gegeben, werde Sie nicht mehr in Mörlach treffen. Ich dagegen glaube dass man Sie nicht weglässt, wenn man Sie hat, dass Sie sich halten lassen und die Abwesenden wie billig nicht in Anschlag kommen.
Wir wollen uns lieb und werth behalten, meine beste. Denn des lumpigen ist zu viel auf der Welt, und wenig zuverlässig, obgleich dem Gescheuten alles zuverlässig seyn sollte, wenn er nur einmal Stein für Stein und Stroh für Stroh nimmt. Es ist aber nichts schweerer als die Sachen zu nehmen für das was sie sind.
Ich hab Ihnen artige und unartige Dinge zu vertrauen.
Der erste Ackt der Vögel ist nahe fertig, dazu hat Ihre Abwesenheit geholfen. Denn solang Sie da sind lass ich mir's in unbeschäfftigten Stunden so wohl seyn und erzähle Ihnen und pp was alles in dem Augenblick mir die bewegte Seele eingiebt dem mach ich Lufft, wenn sichs thun lässt, und wenn Sie nicht da sind hab ich niemand dem ich soviel sagen kan da muss es einen andren Ausweeg suchen.
Wenn Sie nur meine Rosen sehn sollten, und geniessen sollten den Geruch des Jelängerielieber und[250] den Duft heut nach dem Regen, und das frische Grün von der gemähten Wiese und Erdbeeren, die iezt früh die Waldner geschickt kriegt. Das werden Sie alles besser haben, aber truz allen Bettern niemanden finden der Sie mehr liebt als ich.
Grüse an die Kleine und die Imhof. Die Männer gehn mich nichts an. Adieu.