6/1729.

An Jakob Friedrich von Fritsch

Da ich im Begriff stehe zur Besorgung einiger Wasser und Weegebau Geschäffte, mir von Serenissimo Urlaub bis zu Ende dieser Woche zu erbitten, da für heute die Session abgesagt ist, und ich das Glück nicht haben kann Ew. Excellenz persöhnlich aufzuwarten; so nehme ich mir die Freiheit es schrifftlich zu thun.

Zuförderst sende den mir mitgetheilten Plan mit schuldigem Dancke zurück. Es liegen einigne wenige Bemerckungen dabey, deren gefälligen Gebrauch ich Ew. Exc. lediglich überlasse.

[158] Bey dem Unwillen den Ew. Exc. über des Herrn Grafen M. Bieten und Wiederbieten, und über das Resultat der bisherigen Kaufs und Verkaufs Handlungen bezeigen, war ich nicht im Stande Serenissimo davon einen unterthänigen Vortrag zu thun.

Der Herr Gaf ist heute früh abgereist und bittet mit nächster Post um Resolution damit er in Leipzig wegen der Gelder die nötigen Einrichtungen machen könne. Ich habe heute früh das ganze Geschäffte Fürstlicher Cammer übergeben, sie wird darüber einen Bericht erstatten und Serenissimi Höchste Intention dem Herrn Grafen bekannt machen. Lassen Sich Ew. Exc. diese Sache zu geneigter Beförderung empfohlen seyn.

Ich kann nicht schliessen ohne Ew. Exc. zu entdecken wie empfindlich und schmerzlich, und auch wie unerklärlich mir die Art und Weise gewesen, mit welcher mir Ew. Exc. in dem gestrigen Voto ein unschuldiges Wort unterstrichen haben zurückgeben wollen. Ew. Exc. ist am besten bekannt, wie ich die Erinnerungen und Wincke eines erfahrenen, verständigen und hochachtungswerthen Mannes in Scherz und Ernst aufzunehmen gewohnt bin, Sie wissen daß ein gutes Verhältniß in dem ich mit Ihnen zu stehen das Glück habe, eine meiner größten Beruhigungen, Ermunterungen und Belohnungen ist, um so unerwarteter war es mir von Ew. Exc. Unwillen über einen zaudernden Käufer, zugleich mit getroffen zu werden.

Man bedient sich des Wortes mein um ein Verhältniß [159] zu Personen und Sachen anzuzeigen, mit denen man aus Neigung oder Pflicht verbunden ist, ohne sich darüber eine Herrschaft oder Eigenthum anzumasen. Ein Cassier sagt meine Casse, man sagt unsre Finanzen u.s.w. obgleich alles des Fürsten oder des Landes ist. Meine Herrn Cameralen konnte also wohl nichts weiter heisen, als: die Herrn von der fürstlichen Cammer, die durch Serenissimi Willen, in gewissen Sachen an mich gewiesen sind, mit denen ich öffters zu thun habe, mit denen ich, als geschickten, verständingen, arbeitsamen Leuten gern zu thun habe.

Verzeihen Ew. Exc. wenn ich diese Sache vielleicht zu ängstlich und ernstlich nehme, allein so lange Sie die Güte haben mich mit Vertrauen wie bisher zu beehren; so kann ich nichts auf dem Herzen behalten was mich drückt.

Sehen Sie es als einen Beweis an wie bedeutend mir alles ist was von Ihnen kommt, und wie sehr es in Ihrer Gewalt steht mich in jedem Geschäffte, dessen ich mich nach Kräfften gern unterziehe, mit Einem guten Worte aufzumuntern.

Erhalten Sie mir Ihre unschätzbare Gewogenheit. Der ich mich mit der vollkommensten Hochachtung unterzeichne

Ew. Excellenz

gehorsamster Diener

Goethe.

Weimar den 6. May 83.
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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1783. An Jakob Friedrich von Fritsch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-892E-C