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An Friedrich Schiller

[14. Januar.]

Auf Ihre freundlichen Abendworte erwiedere ich folgendes: Ich wünsche recht herzlich Sie bald zu sehen, ob ich mich gleich sehr in acht nehmen muß. Eine Unterredung mit Herrn Geh. Rath Voigt ist mir gestern gar nicht wohl bekommen. Ich fühle jetzt erst daß ich schwach bin.

An Ihrer Exposition habe ich mich recht gelabt und indessen davon gezehrt. Es ist recht gut daß Sie den Widerspruch gegen die zudringliche Nachbarin durch eine solche gleichzeitige That äußern, sonst müßte der Zustand auch ganz unerträglich seyn.

Da ich jetzt krank und grämlich bin, so kommt es mir fast unmöglich vor jemals wieder solche Discourse [13] zu führen. Man begeht doch eigentlich eine Sünde wider den heiligen Geist, wenn man ihr auch nur im Mindesten nach dem Maule redt. Wäre sie bey Jean Paul in die Schule gegangen; so hielte sie sich nicht so lange in Weimar auf; sie mags auf ihre Gefahr nur noch drey Wochen probiren.

Ich bin die Zeit immer beschäftigt gewesen und da ich nichts leisten konnte, habe ich manches gethan und gelernt; nur muß ich mit den Gegenständen wechseln und Pausen dazwischen machen.

Die angekommenen Hackertischen Landschaften haben mir auch einen heiteren Morgen gemacht; es sind ganz außerordentliche Werke, von denen man, wenn sich auch manches dabey erinnern läßt, doch sagen muß, daß sie kein anderer Lebender machen kann, und wovon gewisse Theile niemals besser gemacht worden sind.

Leben Sie recht wohl und wenn Sie morgen nach Hofe fahren, so kommen Sie einen Augenblick vorher zu mir; mein Wagen kann Sie abholen und so lange warten.

Das Rütli wird mir große Freude machen. Ich verlange sehr das was einzeln so gut eingeführt ist, nun im Ganzen beysammen zu sehen.

G. [14]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-895E-D