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An Carl Friedrich Zelter

In etwa drey Wochen werde ich nach Carlsbad gehen. Vorher möchte ich noch ein Wort von Ihnen vernehmen und frage deshalb an, wie Sie befinden. Leider ist meines Sohnes Reise zu Ihnen durch den Aufschub auch aufgehoben worden und ich muß mir für dießmal die Freude versagen, durch seine Augen nach Berlin in Ihr Haus zu sehen. Ich habe mich die Zeit leidlich befunden und bin wenigstens mäßiger von meinen Übeln heimgesucht worden. Die Ausgabe meiner Schriften, die Redaction der Farbenlehre, ein Vortrag physikalischer [131] Gegenstände nach meinen Ansichten ist, was mich so von einem Tage zum andern beschäftigt. Außerdem was uns so nebenher interessiren mag. Auch haben wir einen angenehmen und hoffnungsvollen jungen Mann bey uns, einen Doctor Oehlenschläger aus Kopenhagen, den Sie vielleicht in Berlin gesehen haben. Er besitzt ein unverkennbares poetisches Talent und wird auch für uns Deutsche, da er unsre Sprache, zu bemeistern sucht, manches Angenehme hervorbringen. Da mich mein Geschick diesen Sommer noch weiter von Ihnen entfernt; so kann ich freylich auf glückliche und erquickende Augen blicke, wie die Lauchstädter vorigen Sommer waren, nicht rechnen. Schreiben Sie mir daher in diesen Tagen ein Wort, damit man sich wenigstens im Geiste wiedersehe. Leben Sie recht wohl und gedenken mein.

Weimar den 2. Junius 1806.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1806. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8975-8