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An Thomas Johann Seebeck

[Concept.]

Ihre werthe Sendung, mein theuerster Freund, ist glücklich zu mir gelangt und ich hoffe, daß dieses [311] unverfängliche Blatt sich auch zu Ihnen finden soll. Und nun haben Sie zuerst tausend Dank für die vortrefflichen Bogen, wodurch jene An- und Aussichten, über die wir so einig sind, herrlich bestätigt und erweitert werden. Es ist ein Begriff von großer Tiefe, daß jede Form des durchsichtigen Glasmittels eine innere Farbenerscheinung bestimmt, die unter jenen Bedingungen und Trübung und Aufklärung, von Verdunkeln und Aufklären, von Schein und Gegenschein so wundersam hervortreten. Die Ähnlichkeit mit den Chladnyschen Figuren ist überraschend und die Vergleichung der Bedingungen unter welchen beyde entstehn, höchst belehrend. Ist doch dort auch Ruhe und Bewegung, Strebendes und Widerstehendes in dem Körper auf den gewirkt wird. Diese manifestirt der Sand. Wer wurde sagen, daß die Figuren im Sande stecken und durch den Fidelbogen herausgezogen werden?

Ich muß mich enthalten mehr zu sagen und will lieber gestehn, daß ich von der Entdeckung noch geblendet bin und mir die Versuche freylich nur blos durch die Einbildungskraft und durch Hülfe der schönen Tafeln und der so methodischen Erklärung eigen zu machen suche. Indessen aber kann ich mich nicht enthalten, über diese Wunder zu denken, die sich an das was wir kennen so genau anschließen und die Maximen nach denen wir urtheilen so deutlich aussprechen.

Weimar den 13 April 1813.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Thomas Johann Seebeck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-898C-5