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An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

So sehr ich dem romantischen sämmtlichen Banner Rittern, Knappen und Troß das beste wünsche und auch recht gerne sehe, daß sie auf unserm Felde [267] gut behandelt werden, so würde ich doch nicht rathen die zurückkommenden drey Recensionen in die Zeitung einzurücken, da sie gar zu schüler- und jüngerhaft abgefaßt sind.

No. 1 ist der schwerste Compan und er befindet sich im zustande der hohlen Anbetung. Er würde sich am besten zum Bruder Redner in einen Freymaurerloge schicken, wo man hinter den Worten keinen Gehalt verlangt; er versichert, daß seine Meister erreicht haben, was sie unternahmen, welches doch ein großer Unterschied ist.

No. 2 scheint ein fleißiges Subject zu seyn und wäre mit ihm wegen der Sprach- und Literaturkenntniß die Conexion zu erhalten; doch steckt er auch noch viel zu tief in der Verehrung, als daß er sobald zum Urtheil gelangen sollte.

No. 3 ist bey weitem der beste; er hat hübsche Anlagen und Ansichten, aber sein Urtheil ist zu lobrednerisch. Auch er steckt in diesem Genre drinnen und übersieht es nicht, gehört auch übrigens zu den Autochthonen, die, indem sie aus den Erdschollen hervorspringen und ihres Daseyns gewahr werden, überzeugt sind, daß die ganze Welt in diesem Augenblick geschaffen sey, und was vorher da war nur allenfalls in einer trüben und verkleinernden Entfernung erblicken. Wie weit müßten wir in den Hauptpuncten seyn, wenn so kleine Schriften eine so umfängliche Kritik verdienen sollten!

[268] Dagegen ist der Aufsatz sub signo solis auch von der modernsten, aber besten Sorte. Ich wünsche nur daß bald einige Recensionen folgen, damit er gedruckt werde. Ja, sogar hab' ich gedacht, ob man ihn nicht allein, in Erwartung jener Recensionen, abdrucken könnte; denn er wirkt nicht allein vorwärts, sondern auch rückwerts, und indem er als Einleitung zu der erwarteten Recension gelten wird, so stellt er auch zugleich ein Zusammenfassen und Bestätigen dessen, was in diesem Fache schon bey uns abgehandelt worden, vor. Besonders wünschte ich, daß er abgedruckt würde, ehe das erste Stück des Schellingisch-Markusischen Journals herauskommt.

Wenn Sie nur hierüber nach Einsicht entscheiden, so wünschte ich auf alle Fälle, daß Sie von dem Verfasser die Erlaubniß erhielten das unglückliche anorgisch in anorganisch zu verwandeln; es war ein Mißgriff Schellings und warum soll der Mißgriff eines vorzüglichen Mannes verewigt werden? Zu Beschleunigung der Sache lege ich ein kleines Blatt bey, das ich Herrn Steffens mit vielen Empfehlungen zu übersenden bitte.

In allem wie immer

Weimar den 30. März 1805.

Goethe.


Vielleicht gäbe die Bemerkung wegen anorgisch einen Artikel unter den Strich, weshalb eine Abschrift zurückzuhalten bitte.

[269] Noch eine Anfrage! Haben wir zur Literaturzeitung ein Generalregister zu erwarten? Oder können wir unser Exemplar getrost binden lassen?

Könnten Sie mir Jacobs Übersetzung des Vellejus Paterculus auf kurze Zeit verschaffen?

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1805. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8995-F