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An Charlotte von Stein

Rom d. 8. [und 9.] Dez. 86.

Diese Tage her, hab ich wieder mancherley Guts genoßen. Vom Wetter hab ich etwas an Herdern gesagt, das ich nicht wiederhohlen will. Wir haben mit unter die schönsten Tage. Der Regen der von Zeit zu Zeit fällt macht Gras und Gartenkräuter grünen, die immer grünen Bäume stehen auch hin und wieder, so daß man das abgefallen Laub kaum vermißt. In den Gärten stehen Pomeranzen Bäume voller Früchte aus der Erde wachsend unbedeckt pp.

[78] Wir waren am Meere und hatten einen schönen Tag. Abend beym hereinreiten, brach der gute Moritz, indem sein Pferd auf dem glatten römischen Pflaster ausglitschte den Arm, das zerstörte die genoßne Freude und hat auch unsre

– Soweit war ich am 9. Dez. als ich einen Brief von Seideln erhalte und ein Zettelgen drinne von deiner Hand. Das war also alles was du einem Freunde, einem Geliebten zu sagen hattest, der sich so lange nach einem guten Worte von dir sehnt. Der keinen Tag, ja keine Stunde gelebt hat, seit er dich verließ ohne an dich zu dencken.

Möge doch bald mein Packet das ich von Venedig abschickte ankommen, und dir ein Zeugniß geben wie sehr ich dich liebe.

Heut Abend kann ich nichts mehr sagen dieses Blat muß fort.

Die Kasten auf dem Archive gehören dein, liebst du mich noch ein wenig; so eröffne sie nicht eher als biß du Nachricht von meinem Tode hast, so lang ich lebe laß mir die Hoffnung sie in deiner Gegenwart zu eröffnen.

Von hier habe ich an dich geschrieben

d. 11. Nov. d. 18. d. 25. d. 2. Dec.

Möge alles glücklich angekommen seyn.

Ich sage dir nicht wie dein Blätgen mein Herz zerrißen hat. Lebe wohl. du einziges Wesen und verhärte dein Herz nicht gegen mich.

[79]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1786 [2]. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-89A0-6