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An Johann Christian Kestner

[Frankfurt, Mai 1773.]

Ich hatte gleich auf eure Nachricht Kielmansegge sey hier in die meisten Wirthshäusser geschickt, konnt ihn aber nicht erfragen. Nun sagt mir Pokkozelli er sey wieder fort, und habe gehört ich sey nicht hier. Sagt ihm er hätte nicht so fort gehen sollen, ich war Montags schon wieder hier als er Mittwoch wegging, und ich hatte eben um die Zeit an ihn gedacht, und gewünscht mit ihm zu seyn. Sagt ihm, von unserm Nachdruck Ossians ist Fingal, ausmachend den ersten Teil fertig, kostet 36 Kr., wenn er ihn will, schick ich ihn mit dem übrigen und bitte mir meinen Ossian zurück. Ich weis nicht ob ich euch schon im vorigen Briefe gebeten habe was an Boje mit zu nehmen. bestimmt mir noch die Zeit wenn ihr geht. Wie stehts euerm Engel. Ich habe ein großes Commerz mit ihr. Ihre Silhouette ist mit Nadeln an die Wand befestigt und ich verliere meist alle Nadeln und wenn ich beim anziehen eine brauche, borg ich meist eine von Lotten, und frage auch erst um Erlaubniß pp.

Etwas verdrüsst mich. In Wetzlar hatte ich ein Gedicht gemacht, das von Rechtswegen Niemand besser verstehen sollte als ihr. Ich möchte es euch so gern schicken, hab aber keine Abschrift mehr davon. Boie[86] hat eine durch Mercken, und ich glaube, es wird in den Musenalmanach kommen. es ist überschrieben der Wandrer und fängt an: Gott seegne dich iunge Frau. Ihr würdets auch ohne das gleich gekannt haben.

So weit dann lieber Kestner. Lotte weis wie lieb ich sie habe. Adieu.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1773. An Johann Christian Kestner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-89AF-8