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An Johann Heinrich Meyer

Ihr nothgedrungenes opus, theuerster Freund, ist abgeschrieben und nimmt sich ganz fürtrefflich aus; der Kasten ist fort, aber durch einen wunderbaren Fall haben wir Zeit über die Sache nachzudenken. Staatsrath Schultz hat sich bey mit angemeldet, mit Rauch, und sie wären schon hier, wenn der Postwechsel zwischen Jena und Berlin nicht durch einen Umweg geschähe.

Schultz sagt selbst, wir möchten die Sache suspendiren, bis er kommt. Die Bilder sind indessen fort, und das ist auch gut.

[159] Vorläufig bin ich gesonnen, sie hier zu empfangen, in Weimar würde dieß bey dem Zustand meiner Schwiegertochter höchst unbequem seyn; ob es gleich hier auch seine Bedenklichkeiten hat. Morgen kommt mein Sohn hierher, mit dem ich das Weitere besprechen will. Sagen Sie vorerst niemand nichts davon.

Ihro Hoheit empfehlen Sie mich zum besten und schönsten, und sagen Ihr nochmals Dank für's Überschickte; es war so gerade ein Regenschauer zur rechten Zeit.

Nun wünscht ich noch eins: Sie möchten mir ganz unverfänglich den Vornamen der Demoiselle Mazelet zu verschaffen suchen, ich wollte ihr ein Exemplar der Festgedichte zum Angedenken verehren und ein Wörtchen hineinschreiben. Ich dächte, es wäre schicklich und artig; sie hat sich, so oft wir zusammen kamen, sehr freundlich und zutraulich betragen.

Setzer und Drucker drohen von nun an exigeanter zu werden; Manuscript ist hinreichend da, aber die Revision, zugleich mit der Ankunft beider Freunde, setzt mich in Verlegenheit, und eine, mehr gehoffte als projectirte, Nachcur in Böhmen wüßt ich kaum durchzuführen.

Wir wollen also uns, wie bisher, dem Tage fügen und abwarten, was kommen kann.

Haben Sie sich etwa um solche Symbole umgethan, wovon wir neulich sprachen, mit Bild und Spruch? Ihre neuliche Anregung: man solle dergleichen [160] selbst erfinden! hat mich auf eine seltsame Weise bewegt, daß ich ein paar Dutzend producirt habe, wovon die Hälfte gewiß brauchbar ist und die andere, reifer durchdacht, manches Nutzbare liefern wird. Wie wir uns wieder sehen, soll dieß die erste Verhandlung seyn.

Die zehnjährigen französischen Preisbilder machen mir viel Vergnügen. Wenn man es nicht schwarz auf weiß sähe, so wüßte man von dem Mährchen nichts mehr.

Finden Sie manchmal auf der Bibliothek etwas derart, so bemerken Sie es Kräutern; er hat den Auftrag, mir das Bezeichnete zu senden.

Abermals Gebirgsarten 50 Stück haben wir durch's Läuterfeuer gehen lassen; wir müssen es noch weiter treiben, um unsern Ansichten durch diese Versuche zu Hülfe zu kommen. Freylich liegt das Naturfeuer etwas weit ab vom Töpferofen.

Und somit leben Sie zum schönsten wohl und überlegen sich's, ob wir uns etwa Donnerstags noch sprechen könnten. Die Berliner Freunde dürften vielleicht in [darüber: vor] acht Tagen da seyn.

Das beste Lebewohl.

treulichst

Jena den 14. August 1820.

Goethe. [161]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-89CC-8