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An Johann Friedrich John

[Concept.]

[27. November 1813.]

Ew. Wohlgeboren gefällige und ehrenhafte Sendung vom 28. Juli dieses Jahres, habe ich erst in diesen Tagen erhalten, und eile meinen aufrichtigen Dank dafür abzustatten. Haben Ew. Wohlgeboren seit jener Zeit, sich mit mehreren Ruhe den sorgfältigen Prüfungen der Natur widmen können, erlauben es Ihnen Pflicht und Umstände in diesen stürmischen Zeiten noch immer thätig zu seyn; so wünsche ich dazu Glück, und fordere Sie auf nur immer emsiger Ihr wichtiges Geschäft zu betreiben: denn indeß, bey dem gegenwärtigen wichtigen Kampfe, ein großer Theil unserer hoffnungsvollen deutschen Jugend aufgeopfert wird, so haben diejenigen welchen Verhältnisse erlauben in ihrer stillen Werkstatt zu verharren eine doppelte Pflicht das heilige Feuer der Wissenschaft und Kunst, und wäre es auch nur als Funken unter der Asche, sorgfältig zu bewahren, damit nach vorübergegangener [48] Kriegesnacht bey einbrechenden Friedenstagen es an dem unentbehrlichen Prometheischen Feuer nicht fehle, dessen die nächste Generation um so mehr bedürfen wird, als sich schon jetzt im Praktischen der Mangel theoretischer Vorübungen so hart empfinden macht. Wie ängstlich sieht man sich im Felde sowohl als in Städten nach Ärzten und Wundärzten um, und Ew. Wohlgeboren wissen am besten, was es heiße dergleichen gründlich zu bilden, damit sie in außerordentlichen Fällen sich tüchtig beweisen mögen. Möge Ihnen daher alles Gute werden, und Sie von Ihrer Seite nicht verhindert seyn die Naturwissenschaft wie bisher aufzuklären, für die auch ich mit leidenschaftlichem Interesse lebe und die Verdienste der Zeitgenossen aufmerksam betrachte, welche dieses herrliche Fach mit Eifer und Glück bearbeiten. Daß ich Ew. Wohlgeboren schon seit mehreren Jahren hierunter mit freudiger Anerkennung zähle, brauche ich nicht zu betheuern.

N. S. Mit der nächsten Gelegenheit sende Ew. Wohlgeboren einige natürliche Körper zu gefälliger Zerlegung. Sollten Sie des Herrn Hofrath von Fischer in Moskau Prodromus Craniologiae comparatae besitzen, oder mir sonst verschaffen können, so würden Sie mir durch Mittheilung derselben auf kurze Zeit eine besondere Gefälligkeit erweisen; ich beschäftige mich mit Redaction meiner älteren Arbeiten in diesem Fache, die, wenn sie gleich durch [49] neuere Bemühungen längst überflügelt sind, vielleicht noch wenigstens historisch zu eigenem Nutzen dienen können. Der ich mit vorzüglicher Hochachtung die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Johann Friedrich John. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8A15-9