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An Carl Friedrich Zelter

[2. Juni 1828.]

Herr Stieler beschäftigt sich schon seit einigen Tagen mit meinem Bilde, und, wie es das Ansehen hat, sehr glücklich; er denkt es euch nach Berlin zu bringen und da werdet ihr selbst urtheilen. Er ist so kunstreich als einsichtig, klug und angenehm im Umgange; auch hat er von Deutschthum und Frommthum nicht gelitten, da sich seine Bildung von älterer Zeit herschreibt.

Soviel für dießmal, denn eigentlich ist dieses ein Empfehlungsbrief für einen jungen Mann der gegenwärtig in Berlin studirt, Herrn v. Schwendler. Nimm[112] ihn freundlich auf um meinetwillen, denn wir sind seinen Eltern gar manches schuldig geworden; er wird sich von mir mit einem Blatte einfinden. Er soll Neigung zur Musik und einige Übung darin haben, welches zu beurtheilen und ihn nach Maaßgabe zu fördern bitte.

Da mir der Künstler meine Morgenstunden wegnimmt, bin ich übrigens sehr gedrängt. Zu den letzten Bogen von Kunst und Alterthum mußt ich kleinere Schrift nehmen, soviel schiebt sich zuletzt noch über einander. Deshalb für dießmal das beste Lebewohl. Ich begleite meinen Großherzog in Gedanken durch Berlin auf und ab und möchte wohl an seiner Seite auch dich begrüßen.

Das Beste den Guten!

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8A25-3