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An Friedrich Schiller

Sonntag den 29. Jan. 1797.

Wenigstens soll heute Abend Ihnen ein eilfertiges Blatt gewidmet seyn, damit Sie doch im allgemeinen erfahren wie es mit mir steht.

Ich habe diese Woche einige bedeutende Contracte zu Stande gebracht. Erstlich habe ich Dem. Jagemann [24] für den hiesigen Hof und das Theater gewonnen; sie ist als Hofsängerin angenommen und wird in den Opern manchmal singen, wodurch denn unsere Bühne ein ganz neues Leben erhält. Ferner habe ich auch mein episches Gedicht verhandelt, wobey sich einige artige Begebenheiten ereignet haben.

Daß bey solchen Umständen an keine ästhetische Stimmung zu denken ist läßt sich leicht begreifen, indessen schließen sich die Farbentafeln immer besser aneinander, und in Betrachtung organischer Naturen bin ich auch nicht müßig gewesen, es leuchten mir in diesen langen Nächten ganz sonderbare Lichter, ich hoffe es sollen keine Irrwische seyn.

Ihre Farbenbeobachtung mit dem gelben Glase ist sehr artig, ich glaube, daß ich diesen Fall unter ein mir schon bekanntes Phänomen subsummiren kann, doch bin ich neugierig bey Ihnen gerade den Punct zu sehen auf welchem es beobachtet worden.

Grüßen Sie doch Humboldt vielmals, und bitten um Vergebung daß ich die auf Italien sich beziehende Bücher noch nicht geschickt, Mittwoch soll etwas kommen.

Von Xenialischen Dingen habe ich die Zeit nichts gehört in der Welt in der ich lebe klingt nichts litterarisches weder vor noch nach, der Moment des Anschlagens ist der einzige der bemerkt wird. In Kurzem wird sich zeigen ob ich auf längere Zeit zu [25] Ihnen kommen kann, oder ob ich nochmals nur eine augenblickliche Visite machen werde.

Leben Sie recht wohl, grüßen Sie was Sie umgiebt und halten sich zum Wallenstein so viel nur immer möglich ist.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8A26-1