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An Christiane von Goethe

Endlich mein liebes Kind, erhältst du die Vollmacht. Schuhmann war nicht hier, ich mußte sie von Scheibe aufsetzen lassen, dann gab es Aufenthalt bey der Regierung. Du wirst mich darinn als Ritter des St. Annen Ordens aufgeführt sehen. Der Kayser von Frankreich hat mir auch den Orden der Ehrenlegion gegeben und so wirst du mich besternt und bebändert wiederfinden und mich hoffentlich wie immer lieb haben und behalten. Ich habe bey dieser Gelegenheit gesehen daß ich viel Freude habe, denn viele Menschen freuten sich darüber. Die schönen Kinder bey Hofe waren die artigsten, versicherten, es stünde sehr gut und die Äugelchen waren unendlich. Sartorius und Frau sind heute nach Jena. Mittewoch gehen Sie fort, ich dencke auch alsdann nach Jena zu gehen, um nur des Gastirens überhoben zu seyn, das kein Ende nimmt, denn von allen Weltgegenden kamen hier Freunde zusammen. Jetzt verläuft es sich so ziemlich. Oft habe ich gewünscht du möchtest hier seyn. Nun wünsche ich dir in deinen Angelegenheiten guten Success, mache alles nach dem Rath der Freunde und nach deiner Überzeugung. Alsdann besuch Heidelberg gehe über Würzburg und Bamberg nach Hause damit du ein wenig Welt siehst; ich will dir schreiben wen du an gedachten Orten besuchen [182] mußt. Pflege indessen den guten August aufs beste und dancke in Heidelberg allen und jeden Freunden schönstens.

Hiermit schließe ich denn es fehlt nicht an Anlauf und Störung. Lebe recht wohl. Liebe mich und komme gesund wieder.

W. d. 16. Octbr. 1808.

Goethe.


Eben da ich siegeln will kommen Briefe Tagebuch u.s.w. an. Taufscheine, Vollmacht wegen des Bürgerrechts und was sonst verlangt wird soll folgen. Noch schwirrt alles von Fremden um mich her. Lebet wohl und vergnügt.

Da mir noch einige Zeit übrig bleibt; so will ich noch ein Paar Wort hinzufügen. Benehme dich im Ganzen in Franckfurt als wenn du wiederkommen wolltest. Empfange freundliches und Gutes von jedermann und bemercke nur womit du wieder dienen kannst. Herrn Schmidt dancke in meinem Nahmen für die gefällige Aufnahme im Theater. Biete ihm die Manuscripte von Götz, Egmont Stella an, sie hätten sie längst gern gehabt. Wie sehr wünscht ich daß du für den nächsten Sommer dir dort ein erfreuliches Plätzchen bereitest. Ich mag hingehen wohin ich will, in Weimar werde ich schwerlich seyn. Lauchstedt ist nichts mehr für dich und das Theater wird sich schon halten und finden.

[183] Was die Aufträge betrifft so muß man sich an wenige halten. Schlosser ist uns der nächste. Lehnt dieser abkünftig unsere Geldsachen zu besorgen; so hab ich zu Nicolaus Schmidt das größte Zutrauen.

Seyd aufmerksam gegen jedermann. Herrn Mylius vernachlässiget nicht, ich halte viel auf ihn.

Wegen des Taufscheins werde ich die größte Vorsicht brauchen. Es ist wahr du hast mich zum lachen gebracht. Was aber doch noch merkwürdiger ist Kayser Napoleon hat mich in der Unterredung mit ihm zum Lachen gebracht. Er war überhaupt, auf eine zwar sehr eigne Weise, geneigt und wohlwollend gegen mich. Laß dir nur die Zeitungen geben damit du das äussere siehst was bey uns vorgegangen ist. Gar manches vom Innern sollst du beym Wiedersehn erfahren.

Übereile und verspäte dich nicht. Es wird dir alles gelingen. Was ihr von Papieren, Vollmachten, Briefen, verlangt soll folgen. Heute früh kommt ein alter Freund den ich in 36 Jahren nicht gesehen. Der ehemalige iuristische Hufland zu Jena; jetzt Burgemeister in Danzig ist auch hier. Viele andere Bekannte. Den Fürsten Primas habe ich auch hier gesprochen. Adieu. Fahrt in eurem Tagebuch fleißig fort. Grüße Carolinen, ich wünsche ihr einen reichen Franckfurter.

August soll seine Stammbücher nur immer bereichern.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8A34-1