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An Friedrich Theodor von Müller
Für Herrn Manzoni.
Der angesehene Verleger Herr Frommann in Jena hatte sich vorgesetzt die poetischen Werke des Herrn Alexander Manzoni abdrucken zu lassen, indem die Verhältnisse des nördlichen und südlichen Buchhandels die Ausbreitung jener verdienstlichen Arbeiten in Deutschland völlig verhinderten. Er fragte bey mir an: ob ich erlauben wolle daß er dasjenige was ich über Graf Carmagnola in Kunst und Alterthum geäußert als eine Art Vorrede anfügen könne? ich gestattete dieses nicht nur unbedenklich, sondern gab noch einige Blätter über Adelchi hinzu, welche bisher mir unbenutzt geruht hatten.
Diese Ausgabe ist nunmehr vollendet und es liegen drey Exemplare bey mir zum Abgehen bereit, für die Herren Manzoni, Mylius und Cattaneo, wie ich auch schon solches am 14. April gemeldet, als ich gedachte Vorrede, besonders abgedruckt, unter Kreuzband an Herrn Mylius absendete. Diese scheint aber nicht [265] angekommen zu seyn, wie aus dem Briefe an Herrn Canzler v. Müller hervorgeht; denn wie hätte sonst Herr Manzoni an meiner fortdauernden Theilnahme zweifeln können, die ich ihm dadurch auf's neue so unzweydeutig bewies.
Nicht weniger habe ich zu melden daß Herr Streckfuß, Übersetzer des Dante, ein vorzüglicher Mann,Adelchi in's Deutsche übersetzt hat, wovon gleichfalls ein Exemplar für Herrn Manzoni bey mir niedergelegt ist. Das alles zusammen würde nun alsobald abgehen, wenn man uns melden wollte wie die Sendung am bequemsten und sichersten nach Mayland gelangen könnte.
Die letzte Sendung nun gar des bedeutenden Romans: I promessi sposi gibt uns neue Veranlassung Herrn Manzoni zu beweisen welch einen Antheil wir an ihm nehmen und wie sehr wir das was er uns leistet zu schätzen wissen. Zwar hab ich in diesem Augenblicke nur den guten Pater Cristoforo am Ende des vierten Capitels bis an die Schwelle der bedrängten Familie begleitet, aber schon darf ich zum entschiedenen Lobe dieses Kunstwerks aussprechen: daß Rührung und Bewunderung in vollkommenem Gleichgewicht so Gemüth als Geist des Lesers befriedigten.
Mich angelegentlich empfehlend
J. W. v. Goethe. [266]