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An Carl Ludwig von Knebel

[26. Februar.]

Zu der Bestätigung deines häuslichen Glücks durch die gesetzlichen Formen empfange hier abermals meine besten Wünsche. Es ist freylich so um vieles sichrer als wenn man erst seine Zufriedenheit von den Formen erwarten soll.

Für das überschickte Mirandum Naturae danke ich, es ist in doppelter Rücksicht merkwürdig. Es ist ein Überbleibsel eines Hafenschädels, dessen Vorderzähne, sowohl die größern, als die, nach dem Gaumen zustehenden, [78] kleinen, sich widernatürlich verlängert und krumm gebogen haben. Diese Erscheinung ist an sich schon merkwürdig genug, sie wird es aber für mich noch mehr, da ich zu bemerken glaube daß das Thier in der obern Kinnlade keine Backzähne gehabt hat, wodurch das alte, mir so unendlich werthe Gesetz der organischen Natur: daß an einem Orte kein Überfluß seyn kann, wenn am andern nicht ein Mangel entsteht, aufs neue bestätigt wird.

Einiges vom Gotthardsberge lege ich bey, freylich nur wenig, denn ich habe, um mich nicht zu beladen, nur meist einzelne Stücke mitgenommen. Ich hoffe daß uns künftig mein Correspondent vom Gipfel dieses ehrwürdigen Berges einige gute Stufen zuschicken soll.

Die Wahl unseres Bergrath Voigt hat, wie ich bemerken konnte, auch in seiner Familie Beyfall, grüße ihn und wünsche ihm Glück.

Von Eisenach habe ich schon 50 rh. Oster Quartal für dich erhalten, das übrige will ich hier einnehmen. Wir können es auf alle Fälle so einrichten daß du das Geld regelmäßig durch den Rentsecretair Herzog erhältst, wodurch alles Porto und Risiko wegfällt, wir wollen nur erst das Quartal Ostern vorbey gehen lassen und alsdann den compendiosesten Weg erwählen, sobald ich weiß was hier zu zahlen ist.

Ich habe, seit Anfang des Jahrs, meist mit dem Studio der Farbenlehre zugebracht, und habe die Sache[79] wieder etwas weiter vorwärts geschoben. Ich hoffe daß die Geschichte derselben interessant genug werden und viel Licht über die Materie überhaupt verbreiten soll.

Ich subscribire für zwey Exemplare des Werkes von Grübel mit dem Portrait. Es ist eine merkwürdige Erscheinung aber freilich aus einer alten Welt. Wenn seine Sachen einmal heraus sind, so wird man sehr leicht Auszüge daraus ins gewöhnliche Deutsch übersetzen und sie dadurch weiter bekannt machen können, das wird aber dem Armen Teufel zur Einnahme wenig helfen.

Nun lebe recht wohl, grüße deine Gattin und gedenke mein.

Zu Anfang März will ich nach Jena gehen, wenn du wegen des Einpackens und des Transports deiner Sachen irgend etwas verfügen wolltest so könnte ich dies recht gut besorgen.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8A87-7