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An Christian Gottlob Voigt

Das schöne Wetter, das mich heraufbegleitet hat, ist zwar gleich in ein trübes verwandelt, doch ist es noch trocken und angenehm frisch.

Der Bergrath wird referiren wie die Sache steht; das beste ist, daß wir den Treuen Friedrich so leicht wieder fahrbar machen und daß wir mit den Tonnen des Treibwerks die Wasser nicht allein halten, sondern auch dergestalt gewältigen, daß die Schachtwasser aus den Stollen wieder heraus müssen und daß sie weder gegen das nasse Ort steigen, noch sich auch in so großer Masse hinter dem Bruch versammeln können, dadurch die Aufsäuberung des Bruches weniger gefährlich ist.

[251] Von allem übrigen nächstens, wenn ich es mehr übersehe.

Schrater ist heute Nacht gestorben und es stirbt uns da doch auch etwas zu. Seine Wittwe bleibt freilich mit vielen Kindern zurück, an der wohl auch einige Barmherzigkeit zu thun ist; doch wird man sie wohl mit einer kleinen Abfindung los, weil sie wohl wieder nach Hessen zurückgeht.

Da die berühmte Tabelle sich hier oben befindet, so will ich mich mit Ausfüllung einiger Rubriken beschäftigen.

Leben Sie recht wohl und schreiben mir bald etwas, wenn sich Gelegenheit findet.

Dieses bringt der Kammerbote mit.

Ilmenau den 31. October 1796.

G.


Dienstag den 1. Nov.

Vorstehendes ist liegen geblieben und ich füge nur noch einiges heute dazu, da der Bergrath seine Relation durch Bergleute schon wird erstattet haben.

Es ist nun abzuwarten, bis der Treue Friedrich in Stande ist; ich hoffe Sie sollen vor Ende der Woche damit und mit den Rettungsthüren fertig sein und vielleicht einen Anfang zum Aufräumen des Bruches machen.

Leider sind ein Paar Tonnen beim Wassergewältigen in den Schacht hinein gegangen; doch ist keine Sorge, daß man die Wasser nicht wenigstens [252] auf dem Stollen halten könne. Ich will geruhig abwarten bis alles in Gang ist und alsdann zurückkehren. Das Regenwetter macht den hiesigen Aufenthalt sehr traurig und ich habe ohngeachtet der Einsamkeit noch nicht zur Stimmung gelangen können etwas zu arbeiten; inzwischen giebt des Bergraths Mineraliencabinet eine recht angenehme und lehrreiche Unterhaltung. Leben Sie recht wohl; ich hoffe Sie bald wieder zu sehen und bitte um einige Nachricht, wie es in der politischen und weimarischen Welt aussieht.

Beiliegendes bitte in mein Haus zu schicken; man wird etwas dagegen einschicken, das ich mit der Überbringerin dieses anher zu schicken bitte. Ich wünsche nochmals recht wohl zu leben.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8A98-1