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An Friedrich von Gentz

Ew. Hochwohlgeboren

haben meine frühere Zuschrift so geneigt aufgenommen und mir zuerst Hoffnung gemacht, daß meine zwar bescheidene, aber doch immer kühne Bitte höchsten und hohen Orts sich einer günstigen Aufnahme werde zu erfreuen haben.

Dieses hat sich denn auch auf das wünschenswertheste erwiesen, indem gleich nach der Rückkehr des Herrn Präsidial-Gesandten Freyherrn v. Münch-Bellinghausen [45] Excellenz, in der achten Sitzung der hohen Bundesversammlung am 24. März d. J. ein günstiger Vortrag eingeleitet worden, welcher denn auch eine allgemein beyfällige Zustimmung erhalten hat. Ob nun schon nicht zu erlangen gewesen, daß die sämmtlichen wohlwollenden Stimmen sich zu Einer vereinigt und das gebetene Privilegium von Seiten des hohen Bundestags selbst wäre ausgefertigt worden; so hatte ich doch mit Dank zu erkennen daß von den allerhöchsten und höchsten Gönnern und Befördern gedachtest Privilegium ohne weiters ertheilt, von andern aber auf geziemende Vorstellung mir übersandt worden und ich habe Ursache den übrigen zunächst entgegen zu sehen.

Da ich jedoch so eben im Begriff stehe mit meinem vorigen Verleger einen Contract zu unterzeichnen, wodurch mir und den Meinigen ein Antheil an dem Gewinn für jetzt und in Zukunft zugesichert wird; so habe ich freylich alle Ursache zu wünschen, daß die Angelegenheit des mir huldvoll zu ertheilenden Privilegiums abgeschlossen werde, indem gedachter Contract und die daraus entspringenden Vortheile blos hierauf gegründet werden können.

In dieser dringenden Rücksicht wage ich nunmehr so Ew. Hochwohlgeboren geneigte Vermittlung abermals zu erbitten, indem es mir zudringlich erscheinen wollte, Ihro des Herrn Fürsten v. Metternich Hochfürstliche [46] Durchlaucht, wie auch des Herrn Präsidial-Gesandten Freyherrn v. Münch-Bellinghausen Excellenz nochmals anzugehen: denn ich bescheide mich gar wohl, daß in einer so großen Monarchie selbst die Form, unter welcher eine dergleichen Begünstigung auszusprechen wäre, Schwierigkeit finden und eine wohlwollende Beendigung verzögern müsse. Ew. Hochwohlgeboren jedoch sind in einer Stellung, wo Sie die Lage der Sache und die Mittel, wodurch dieselbe gegenwärtig, am sichersten zu fördern wäre, vollkommen überschauen und beurtheilen.

Darf ich daher geziemend vertraulich bitten, daß es Ihnen gefallen möge, deshalb einige Erkundigung ein zuziehen, wie nunmehr die, von Allerhöchstem Österreichisch-Kaiserlichen Hofe mir zugesagte Begünstigung zur Ausführung kommen könne, sodann aber geneigtest mitzuwirken, daß, die zugedachte entsprechende Entschließung mir gnädigst mitgetheilt werde, wozu die Gegenwart des Herrn Präsidial-Gesandten Excellenz in Wien wohl die beste Gelegenheit geben dürfte.

Indem ich nun die erste von gedachtem verehrten Geschäftsmann dem Bundestage abgegebene Erklärung abschriftlich hinzufüge, wiederhole die geziemende Bitte, Ew. Hochwohlgeboren mögen zu Förderniß und schließlicher Vervollständigung dieser Angelegenheit kräftigst beytragen, auch mich allenfalls, inwiefern ich selbst noch einige Schritte zu thun hätte, geneigtest zu unterrichten belieben.

[47] Der ich in Hoffnung und Vertrauen mit vollkommenster Hochachtung die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

Euer Hochwohlgeboren

gehorsamst ergebenster Diener

Weimar den 11. September 1825.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Friedrich von Gentz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8AB6-0