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An Johann Friedrich Cotta

Sehr erfreulich war mirs, das erste Stück der Propyläen zu erhalten, mit dessen Druck und Einrichtung[292] man im Ganzen recht wohl zufrieden seyn kann. Einige kleine Bemerkungen darüber schreibe ich nächstens. Wir wollen nun gelassen und ununterbrochen fortschreiten. Etwa in acht Tagen sende ich den Anfang des Manuscripts zum zweyten Stück.

Haben Sie die Güte mir meine Rechnung auf das Quartal Michael zu stellen, und anzunehmen als wenn die 50 Karolin an Herrn Thouret schon bezahlt wären und mir also solche schon diesmal zuzurechnen. Das Weihnachtsquartal wollen wir nicht angreifen, denn bey unsern Verhältnissen zu Ihren Stuttgarder Künstlern wird es immer gut seyn wenn ich etwas bey Ihnen in Casse habe.

Unser Theater ist nun eröffnet und ich hoffe Freytag die Nachricht davon Ihnen zuschicken zu können. Wie sehr verdient nicht Schillers dramatische Bearbeitung der Wallensteinischen Geschichte allgemein gekannt und geschätzt zu werden.

Mit Vergnügen werde ich öfters Beyträge zur Allgemeinen Zeitung schicken. Erhalten Sie darin wenigstens nur einen Schein von Unparteilichkeit. Man erwartet von einem solchen Tagesblatt die neusten Nachrichten und, wie das Ihrige eingerichtet ist, allgemeine Übersichten; wie kann man aber dazu ein Vertrauen fassen, wenn ein grenzenloser, einseitiger Hang die Verfasser verdächtig macht. Habe doch jeder seine Meynung, neige sich doch jeder zu irgend einer Partey, allein wer zu vielen sprechen will muß sich zu mäßigen [293] wissen, wie man es in jeder guten Gesellschaft thut. Ganz anders ist der Fall der Journalisten und Zeitungsschreiber die in Frankreich oder England für diese oder jene Partey arbeiten; wir Deutschen sollten aber doch endlich wissen, was uns frommt.

Sehr gern will ich, wie gesagt, an diesem Institut Theil nehmen, so lange es nicht allzu gewaltsam meinen Zustimmungen und meinen Verhältnissen widerstrebt. Denn es ließe sich freylich, wenn man es recht ernsthaft und wacker angriffe, noch gar manches thun, wovon vielleicht künftig mehr.

Der Gedanke, die Einleitung bis pag. IX, bis zur Stelle: mag die Zeit lehren, einstweilen abdrucken zu lassen, ist recht gut. Sobald das zweyte Stück da ist, schicke ich Ihnen alsdann einen kleinen Aufsatz für die Allgemeine Zeitung, der die Sache schon weiter führen soll. In den jenaischen Anzeiger will ich nur eine ganz kurze Anzeige des Inhalts einrücken lassen.

Wegen des Preises haben Sie völlig freye Hand und ich finde nichts dabey zu erinnern daß Sie ihn hoch setzen. Ihre Gründe scheinen den Umständen ganz gemäß zu seyn.

Für die übersendeten Kalender danke ich recht vielmals. Wenn wir Autoren uns nicht zu sehr hüten müßten, etwas zu versprechen, so würde ich Ihnen zum nächsten Damen- und Gartenkalender einen kleinen Beytrag zusagen. Ich hoffe daß eine glückliche Stimmung [294] meinen guten Willen secundiren soll, wir haben ja noch lange bis dahin.

Der ich indeß recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 17. October 1798.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8AC5-E