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An Carl Friedrich Zelter

Auf dein Letzteres vermelde die besten Grüße, auch zeig ich an, daß mein Übel auf der Rückkehr ist, wenn sich's nicht wieder anders besinnt. Bey meiner Schwiegertochter hat uns ein Zwischenspiel mehrere Tage in Unbehaglichkeit und Sorge versetzt.

Gestern ging Professor Rauch hier durch, munter und wohlgemuth von seiner Münchner und Pariser Reise; für mich aber haben sich indeß mancherlei Verpflichtungen gehäuft, vernachlässigte Antworten muß ich nachholen, der Abdruck von Kunst und Alterthum ist angegangen, und übrigens drängt und lastet gar manches.

Davon such ich mich nun an den langen Morgen theilweise zu befreyen; bey Tische unterhält man sich, und Abends hab ich doch manche leere und unbefriedigte Stunde, deshalb ich dir Folgendes an's Herz lege.

In wenigen Tagen sind alle unsere fürstlichen Personen mit den angeschlossenen Hofleuten von hier abgereist; mit dem Schönbundsfeste lebe ich in entschiedener ununterbrochener Einsamkeit, mit wenigen Freunden, die auch die deinigen sind oder seyn wer den.

[64] Deshalb ruf ich dich auf zu einem tapfern Entschlusse: hierher zu kommen auf einige Zeit. Das Stübchen im Schwane bleibt dir vorbehalten, und wir können jeden Augenblick zusammen froh und nützlich zubringen. Schreibe mir bald, daß und wenn du kommst. Vorlieb nimmst du wie herkömmlich, dagegen sollen dir auch alle Schatzkammern des Geistes und Herzens aufgethan seyn; womit ich gutes Befinden und tüchtigen Entschluß wünsche und anempfehle.


treu angehörig

Weimar den 17. Juni 1826.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8ADA-F