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An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

geneigtes Schreiben vom 7. October hat einen meiner dringendsten Wünsche erfüllt, indem es mir Nachricht von der Wiederherstellung einer so schätzbaren Gesundheit mittheilt. Die wichtigsten Verhandlungen, welche [121] die Manneskräfte zu erschöpfen allein wären geeignet gewesen, noch verbunden mit körperlichen Anstrengungen mußten freylich manche schädliche Wirkung befürchten lassen. Nun aber seyn, wie im Allgemeinen, so auch von unsrer Seite Glück gewünscht, da wir ja auch, wie es den Anschein hat, in der Folge von Ihren so bedeutenden Bemühungen gleichfalls günstigen Einfluß zu hoffen haben.

Auf Ew. Wohlhochgeboren Gegenwart und mündliche Unterhaltung aber hatte ich um so mehr gehofft als manches umständlich zu erklären war, was sich zu schriftlicher Ausgleichung nicht wohl anläßt. Da mir jedoch jene intentionirte höhere poetische Widmung nicht wie ich wünschte gelingen wollen; so sende, zum Abschluß gegenwärtiger Angelegenheit, eine prosaische, deren gnädigster und geneigter Aufnahme ich mit Sehnsucht entgegen sehe. Wobey ich geziemend bitte, das was in Förmlichkeit und Titulatur vielleicht noch nachzubringen seyn möchte einsichtig zu bewirken.

Mich dem verehrten Freundes-Paare hiedurch zum allerbesten empfehlend, füge auf einem besondern Blatte noch einiges Geschäftsmäßige bey und habe die Ehre mich mit vorzüglichster Hochachtung zu unterzeichnen.

Ew. Hochwohlgeb.

gehorsamsten Diener

Weimar den 25. October 1829.

J. W. v. Goethe.


[122] [Beilage.]

Geneigtest zu gedenken.

1) Schon längst ist von Naturfreunden der Wunsch geäußert worden meinen älteren Aufsatz über die Metamorphose der Pflanzen einzeln abgedruckt zu sehen, wie denn die Ettingerische Verlagshandlung in Gotha deshalb Anträge gethan. Hierauf beschäftigte ich mich, in Gesellschaft des Herrn Hofrath Soret, eine Übersetzung in's Französische auszuarbeiten. Es soll derselben eine Einleitung vorausgehen, wie der Verfasser zu diesen Studien gelangt, und dem Aufsatze selbst die Geschichte folgen, was seit mehr als vierzig Jahren von diesem Puncte der Wissenschaft aus geleistet worden. Ferner sollte es an erläuternden Noten und was sonst zur Aufklärung dieser bedeuten den wissenschaftlichen Angelegenheit dienen könnte nicht fehlen.

Zu dieser Arbeit wurden wir vorzüglich aufgemuntert durch die Anerkennung welche Herr Decandolle in seiner Organographie und sonst diesen Ansichten gewidmet. Dagegen hat uns eine indessen in Genf und Paris herausgekommene Übersetzung in unserm Vornehmen nicht irren können. Das sorgfältigst in beiden Sprachen ausgearbeitete Manuscript würde über ein Alphabet betragen, wir könnten den Druck alsobald anfangen und wahrscheinlich bis Ostern vollbringen, wenn Ew. Hochwohlgeboren solches in Verlag zu nehmen, den Druck Herrn Frommann zu übergeben[123] und ein Honorar von [1000] Thalern, halb zu Anfang, halb nach Beendigung des Drucks, zu verwilligen geneigt wären. Eine gefällige Erklärung hierauf würde die Angelegenheit entscheiden.

2) Ferner vermelde, daß ich den Termin für die siebente Lieferung von den Herren Frege in Leipzig mit [7500 Thalern] bezogen habe. Das Original der nächsten Bände ist schon zum größten Theile in Herrn Reichels Händen; eines Mannes, dessen ruhige und genaue Behandlung des Geschäfts ich nicht genug rühmen kann.

3) Der gewöhnlichen Berechnung abgesetzter Exemplare zum Schluß der Messe entgegen sehend, danke

4) zum schönsten für den neuesten Almanac des Dames und für die Fortsetzung der Zeit- und Tagsblätter.

5) Noch eins habe hizuzufügen: Von meinen kleinen Gedichten und von Hermann und Dorothea sind neuerlich, wie ich sehe, einzelne Abdrücke erschienen. Hiervon möcht ich Dieselben um einige Exemplare ansprechen. Da man so oft in den Fall kommt Freunden und Gönnern etwas Angenehmes zu erweisen so geschieht dieses wohl am besten durch zwar geringe aber doch dem innern Sinne nach gehaltreiche Gaben und ich würde es Ew. Hochwohlgeboren Dank wissen, wenn Sie mir zu solchen Gelegenheiten einigen Beytrag verleihen wollten.

gehorsamst

Weimar den 27. October 1829.

J. W. v. Goethe. [124]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1829. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8AE0-0