[30] 19/5365a.

An Johann Christian von Mannlich

Ew. Hochwohlgeboren

erhalten hiebey die kurzgefaßte Kunstgeschichte mit vielem Danke zurück. Die hiesigen Kunstfreunde sind mit mir Überzeugung, daß sie als Vorrede zur Beschreibung der Schleißheimer Gallerie gar wohl stehen werde. Wer mit diesen Sachen schon bekannt ist, wiederhohlt sie sich gern im Kurzen, und für den, der sich erst unterrichten will, ist eine solche Darstellung eine große Wohlthat. Wie viele Fremde sehn[30] nicht eine solche Gallerie, und gar mancher weiß weder was er sieht, noch was er sehen soll. Wie gut ist es daher, ihn gleich bey dieser Gelegenheit, da er bedeutende Kunstwerke vor Augen hat, auf die Geschichte der Kunst aufmerksam zu machen; ihn aufmerksam zu machen, daß solche Werke nur successiv entstehen konnten, und ihm von dieser Succession einen allgemeinen Begriff zu geben. Auf diese Weise wird mancher angeregt und vieles Gute gestiftet.

Was Ew. Hochwohlgeborenen wegen Ausstellung des Gemähldeschatzes mitgetheilt uns gleichfalls sehr schätzbar. Sie werden ehstens in dem Intelligenzblatt der A. L. Z. finden, welchen Gebrauch wir davon ge macht, und ich hoffe es soll zu Ihrer Zufriedenheit gereichen. Wir gehn zwar noch etwas weiter als Sie selbst, indem man ja allerley wünschen und vorschlagen kann; allein Ihre Behandlungsweise erhält dadurch noch verstärkte Argumente, die, wie wir wenigstens glauben, keinem Widerspruch unterworfen sind. Wie sehr sollte mich's freuen, persönlich einmal Zeuge Ihrer schönen Bemühungen zu seyn und die trefflichen Sachen theils wieder zu sehen: Denn die Düsseldorfer und Mannheimer ja die Münchner selbst sind alte Bekannte; doch letztere, wegen Länge der Zeit, mir fast aus dem Gedächtniß geschwunden.

Für die letzte Sendung von Rom habe ich nur noch im Allgemeinen gedankt. Ich darf aber nicht verschweigen, daß sie dießmal besonders gut ausgefallen [31] ist, ja vielleicht war sie unter allen die vorzüglichste, nur bey dem Packen bleibt immer etwas zu desideriren. Ich habe daher auf einem Beyblättchen meine Wünsche geäußert.

Mit den lebhaftesten Empfehlungen an meine vortrefflichen Münchner Freunde unterzeichne ich mich mit vorzüglicher Hochachtung und Anhänglichkeit

Ew. Hochwohlgeb.

ganz gehorsamsten Diener

Weimar den 8. May 1807.

J. W. v. Goethe. [32]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Johann Christian von Mannlich. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8AE2-C