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An Johann Heinrich Meyer

Daß wir mit unsern Versuchen die Holzstocknachahmung in Kupfer zu leisten mit dem ersten Versuche schon ziemlich weit vorwärts gekommen sind werden Sie aus den flüchtigen Abdrücken sehen, die ich hierbey übersende. Es kommt nun bey dem nächsten Versuch hauptsächlich darauf an, daß

1.) Große weiße Räume vermieden werden, weil man diese wohl jederzeit wird in dem Abguß tiefer stechen müssen, dagegen können wir grade was am Holzschnitt am schwersten ist, die zartesten Schraffuren, mit allen Gradationen leicht und bequem hervorbringen.

2.) Müßten die Striche freylich tiefer gegraben seyn, der feinste kann trichterförmig ins Kupfer gehen, wenn er nur unten seine gehörige Stärke hat, auch könnte man sich bey wiederkehrenden Zierrathen gar wohl, wie schon geschehen ist, stählerner Stempel bedienen.

Lassen Sie ihn doch gleich einen kleinen Versuch etwa auch nur in der Knopfgröße aber in oben angeführten Rücksichten machen, ich will ihm gern das billige bezahlen. Legen Sie ihm nur Stillschweigen auf, denn ich wünschte daß wir mit diesem Spaß zuerst öffentlich erschienen und die Decke unseres Werks damit auszierten. Ich lege zugleich einen Buchdruckerstock bey, damit Facius, wenn er keinen bey der Hand [177] hat, sehen kann worauf es eigentlich ankommt. Mit ein paar Versuchen sind wir gewiß am Ziel, die Anwendung zum Noth und Hülfsbüchlein wird nicht außen bleiben.

Es thut mir leid daß ich den guten Holzschuer versäumt habe, ich hätte ihm gern für seine Freundlichkeit in Nürnberg auch etwas angenehmes erzeigt.

Meine Elegie auf die Beckern ist fertig und darf sich, hoff' ich, unter ihren Geschwistern sehen lassen. Schiller meint, man solle vor den Almanach etwas auf sie bezüglich setzen. Wie wäre es, wenn Sie das skizzirte Monument ins Reine zeichneten, es hat mir immer sehr wohl gefallen. Es schadet nichts wenn wir Psyche auch vor übers Jahr vorräthig behalten da doch mit dem Kupferstecher immer eine solche Noth ist. Schicken Sie mir wenigstens die Skizze herüber, sie liegt entweder auf meinem Glasschranke oder wird nicht weit davon zu finden seyn.

Wenn Sie den Englischen Holzschnitt in meinem Zimmer auf dem Bücherbret an der Thüre finden können, so legen Sie ihn doch auch bey.

Wegen der Escherischen Sache sagen Sie niemand was bis wir uns gesprochen haben, ich will Ihnen dar über meine Gedanken sagen.

Gerning hat wahrscheinlicherweise die Prätiosa an Zahlen statt angenommen denn ohngefähr so theuer mag ihm die königliche Gunst zu stehen kommen. Leben Sie recht wohl. Schiller grüßt bestens.

[178] Ich hoffe vor Johanni, wenn die Stimmung so bleibt, noch mein Pensum für den Almanach zu absolviren.

Die Einleitung zu unserm großen Werke ist schon entworfen und ich habe überhaupt manches vorwärts gebracht.

Jena am 15. Juni 1798.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8AEE-3