21/5831.
An Marianne von Eybenberg
Jena, 1. October 1809.
Seit dem 16. Juni, als theuerste Freundin, geschrieben, habe ich immer erwartet, daß Sie mir wieder mit einigen Zeilen von Ihrem Befinden, von Ihren bisherigen Schicksalen und dem Orte Ihres Aufenthaltes Nachricht geben würden. Es ist nicht geschehen, doch vermuthe ich, daß ein Brief Sie durch den vorigen Weg irgendwo wieder treffen müsse.
Ich erlasse also gegenwärtiges Kurzgefaßte, um Ihnen zu sagen, daß ich mich zwar leidlich befinde, aber doch den Mangel der guten Carlsbader Einwirkung unangenehm empfinde, wobey ich mich ziemlich zusammen nehmen muß, um kein Grauen vor dem bevorstehenden Winter zu haben.
Der Roman, den Sie durch Ihre Theilnahme so sehr gefördert haben, ist nun bald völlig abgedruckt und wird seinen Weg auf die Leipziger Messe nehmen. Ich schicke Ihnen kein Exemplar, weil Sie es, bey[101] dem jetzigen theuren Porto, bequemer durch den Buchhandel erhalten.
Gedenken Sie mein unter dem Lesen, gedenken Sie der guten Tage, in welchen dieses Werkchen größtent heils in Ihrer Nähe entstand. Sagen Sie mir etwas von Ihren Zuständen und Plänen. Was mich betrifft, ich bin immer auf dem alten Flecke, und der Alte.
G.