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An Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling

Ew. Wohlgeboren

kurzer Besuch ließ mir nicht Raum genug, theils dasjenige, was ich gern mitgetheilt hätte, mitzutheilen, [59] theils durch Fragen Ihre Ansicht verschiedener Dinge zu erfahren.

Um desto mehr danke ich Ihnen, daß Sie, in dem zurückgelassenen Werke, mir die Gelegenheit verschaffen, mich oft und viel mit Ihnen zu unterhalten.

Ob ich mir blos schmeichle, so weit ich gelesen, den Sinn desselben zu fassen, oder ob die Nähe, die ich zu dem Werke fühle, zu einer wahren Theilnahme, zu einer thätigen Reproduction desselben sich steigern wird, muß die Zeit lehren; wenigstens glaube ich in dieser Vorstellungsart sehr viel Vortheile für denjenigen zu entdecken, dessen Neigung es ist, die Kunst auszuüben und die Natur zu betrachten.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich Ihrem Andenken auch in weiterer Entfernung bestens empfehle.

Charpentier liegt hier bei, den ich mir nebst anderen Werken gelegentlich zurückerbitte.

Weimar, am 19. April 1800.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1800. An Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8B07-C