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An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königl. Hoheit

genehmigen zuerst verpflichteten Dank für günstige Aufnahme und Beförderung kleinerer und größerer Wünsche;

2. sowie für den Trappen, welcher, gestern Abend ganz frisch angelangt, schon heute in Arbeit genommen worden; die Eingeweide sind in Spiritus versenkt, [268] das Knochenwerk schon entfleischt und wir sehen wünschenswerthen Präparaten entgegen.

3. Nehme mir die Freyheit, bey dieser Gelegenheit aufmerksam zu machen auf monstrose Enten, welche, im Sommer ausgebrütet, verrenkt-verwachsene Flügel nach außen strecken, ohne sie einschlagen oder bewegen zu können; ich konnte zu osteologischem Zwecke noch keiner habhaft werden: denn die Hausfrauen haben eine solche Zärtlichkeit zu diesen Ungeheuern, daß sie solche der Wissenschaft nicht opfern wollen.

4. Holzbirnen sind an vielen Orten bestellt, möchte das Versprechen überall erfüllt werden! Bey der hiesigen Cultur sind solche Bäume nach und nach verschwunden und stehen sehr einzeln.

Bey dieser Gelegenheit wurde mir bemerklich gemacht, daß in Troistedt und dem dortigen Revier dergleichen viel sich finden; da denn die Forstleute auf höchsten Befehl sie gar leicht einsammeln lassen.

5. Um nun zu einem ganz andern Gegenstand überzugehen, so wird es Ihro Hoheit nicht unangenehm seyn, zu bemerken, was im Leben manchmal vorkommt, daß ein Gegenstand, wenn er einmal bemerkt und besprochen wird, auch an andern Seiten auftaucht und zur Sprache kommt. Kaum ist das Modell des Stadthauses von Amsterdam wieder unter Dach, so erhalte zufällig beykommendes schöne Exemplar einer sowohl architektonischen als plastischen Darstellung des Ganzen. Da nun im Modell die [269] Gemälde sehr niedlich ausgeführt sind, so haben wir in Jena mehr als die Amsterdamer selbst; weil dort am Orte so manche Veränderungen vorgegangen sind und die alte Grundharmonie nicht mehr anschaulich.

6. Insofern man die englischen Druck- und Bildwerke abweisen kann, soll man es thun; ich werde aber doch einiger Versuchung, nach Ihro Vergünstigung, auch dießmal nicht widerstehen können. Es ist ungeheuer, was sie aus eignem historischen Grund heraufwühlen und aus der Breite der Welt zusammen häufen und das alles durch die herrlichste Technik an Tag bringen und verkäuflich machen.

7. Auf dem neuen Gewächshaus liegen die Fenster schon so klar und glatt in einer Reihe, daß, weil man sich der Sorgen doch nicht erwehren kann, man ein Schlossenwetter befürchtet, das der schönen Anstalt verderblich seyn könnte. Baumann fängt an einzuräumen in das alte Haus, und es läßt sich hoffen, daß noch alles ganz wünschenswerth zusammen treffen werde.

Jena den 29. September 1820.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8B1E-9