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An Friedrich Schiller

Es fehlte nur noch daß in das zehente Haus meines Horoskops noch einige Hufen des Landes eingeschoben würden, damit meine Existenz ja noch bunter werden möchte. Und doch ist es so, ich habe das Oberroßlaer Freygut endlich doch noch erstanden, nachdem wir die bisherigen Pächter, so wie auch der Hofrath Gruner, durch zwey Jahre diese Acquisition sauer gemacht haben. Indessen bin ich mit dem Besitz und mit dem Preise noch ganz zufrieden, denn es geht jetzt mit Grund und Boden wie mit den Sibyllinischen Büchern, jedermann zaudert beym steigenden Preise indem der Preis immer steigt.

Übrigens habe ich einen ganz reinen Kauf gethan, wie wohl selten geschieht, denn ich habe das Gut und die Gebäude bis auf den heutigen Tag nicht gesehen und werde es morgen zum erstenmal in Augenschein nehmen. Das was dabey zu bedenken und allenfalls zu thun ist wird mich kaum acht Tage aufhalten. Wenn Sie uns besuchen könnten, so wäre es recht schön, doch will ich bemerken daß in der nächsten Woche die Oper den Donnerstag ist und Sonnabends ein neues Kotzebuisches Stück, zu dem ich [90] Sie nicht ein laden will. Wenn Sie sich neben Freund Meyern in dem grünen Stübchen behelfen wollen, so sind Sie mir auch herzlich willkommen, mehr Raum kann ich Ihnen diesmal nicht anbieten.

Von dem englischen Trauerspiel habe ich nichts vernommen, es wäre auf alle Fälle gut wenn wir es erhalten könnten.

Von Ihrem Bürgerdiplom wollen wir Ihnen eine vidimirte Abschrift, mit dem Bekänntniß daß solches auf der fürstlichen Bibliothek verwahrt sey, ausfertigen lassen. Es ist recht artig daß Sie des Herzogs Gelüst nach diesem Dokument befriedigen. Es ist schon ein ähnliches reponirt, die Nachricht, in vielen Sprachen, an alle Völker der Welt, von der herrlichen französischen Revolution.

Wenn es Ihnen möglich ist, so kommen Sie ja! Denn ich wünschte sehr daß Sie die Meyerischen Arbeiten gesehen hätten, ehe wir weiter zusammen zu leben fortfahren.

Leben Sie recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau.

Weimar am 10. März 1798.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8B4B-3