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An die Hoftheater-Commission

Als ich gestern den Erlaß an Herrn Weber nach Tonndorf aufsetzen wollte, regten sich abermals mancherley Bedenklichkeiten, wovon ich einen Theil in der Session eröffnete, und die ich gegenwärtig nicht umständlich herzählen will; weil sich die Mutter bei mir meldete, welches eine recht hübsche und anständige Frau ist. Sie acceptirt mit Dank, daß Herzogl. Commission 150 Thaler für dieses Jahr an ihre Tochter wenden, und ihr nach Verdienst und Gelegenheit sonst noch einige Kleinigkeiten reichen wolle. Sie erbietet sich selbst hereinzuziehen und in einem kleinen Quartier mit ihrer Tochter zu hausen, für ihr ökonomisches zu sorgen, so wie auch, daß sie Kleidung und allem andern anständig sey.

Man würde der Mutter diesen Wunsch nicht versagen können, selbst wenn und nicht soviel daran gelegen seyn müßte, daß ein Mädchen, dessen Beruf es ist, bey Proben und Vorlesungen bis spät in die Nacht außer dem Hause zu bleiben, unmittelbarer beobachtet werde, als es von Personen geschehen kann, denen sie nicht angehört, und die kein Verhältniß zum Theater haben. Mancher andern Dinge und Vorfallenheiten, welche in solchen Fällen zu schlichten sind, nicht zu gedenken.

[3] Ich habe daher, der Kürze willen, einen Aufsatz entworfen, der wenn er Beyfall erhält mundirt und der Mutter eingehändigt werden kann. Sie mag selbst den Schelhornischen für ihren bezeigten guten Willen, ihre Danksagung abstatten, und Herr Rath Kruse wird die Gefälligkeit haben, es von unsrer Seite zu thun. Das Weitere nächstens.

Weimar d. 5. Januar 1811.

G. [4]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An die Hoftheater-Commission. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8B73-9